Vorwärts in die Geschichte – der maria-theresianische Stil
Die im Dreiklang der Farben Rot–Weiß–Gold gehaltene Ausstattung der Residenzen der Habsburger im "maria-theresianischen Stil" prägt noch heute unsere Vorstellung imperialer Wohnkultur. Dahinter steckt jedoch Kalkül…
Bemerkung Thronfolger Franz Ferdinands, als man ihm verschiedene Entwürfe – darunter solche im Stil der Wiener Frühen Moderne – für das k. u. k. Kriegsministeriums am Stubenring präsentierte.Der maria-theresianische Styl ist mir doch der liebste!
Wer in den Kaiserappartements der Wiener Hofburg war, danach durch die Repräsentationsräume des Schlosses Schönbrunn gegangen ist und vielleicht gar noch einen Abstecher in die Innsbrucker Hofburg oder auf den Prager Hradschin gemacht hat, wird auf immer wiederkehrende Ausstattungselemente stoßen:
Diese während der Regentschaft von Kaiser Ferdinand I. und seinem Nachfolger Franz Joseph gestalteten Repräsentationsräume präsentieren sich weitgehend einheitlich in der Farbkombination Rot–Weiß–Gold. Die Ausstattung ist eine Mischung aus originalen Stücken des 18. Jahrhunderts mit Neuschöpfungen in den üppigen Formen des "Zweiten Rokoko", ein historisierender Stil, der sich an die Formensprache des berühmten Architekten und Kunsttheoretikers des französischen Rokokos, Jacques-Francois Blondel, orientiert und daher im 19. Jahrhundert als "Blondel’scher Stil" bezeichnet wurde.
Dieser Stil hielt unter Ferdinand I. Einzug am Wiener Hof, als man durch eine ideologische Anknüpfung an die als Glanzzeit habsburgischer Macht gesehene Herrschaft Maria Theresias über die persönlichen Schwächen Ferdinands hinwegtäuschen wollte. Mit der Wahl des Rokokos als des beherrschenden Stils der Epoche Maria Theresias setzte die Dynastie ein Zeichen für die Kontinuität habsburgischer Herrschaft. Ein Gedanke, der auch gut zum monarchischen Selbstverständnis Kaiser Franz Josephs passte.
Der "maria-theresianische Stil" blieb daher bis zum Ende der Monarchie maßgeblich für die Einrichtung nicht nur der kaiserlichen Repräsentationsräume, sondern auch für die private Wohnwelt der Habsburger. Die dank der lang anhaltenden Vorliebe der Dynastie für diesen Einrichtungsstil unglaubliche Fülle an Objekten erlaubt es uns heute, die privaten und repräsentativen Räumlichkeiten der kaiserlichen Familie anhand von Fotographien, Aufzeichnungen und Augenzeugenberichten authentisch zu rekonstruieren.
Auch die Republik Österreich bedient sich wie selbstverständlich des von den Habsburgern übernommenen imperialen Rahmens: So hat u. a. der österreichische Bundespräsident seine Arbeitsräume im Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg, und aus dem riesigen Möbelfundus der alten Monarchie wird gerne für die Ausstattung wichtiger offizieller Staatsempfänge und anderer repräsentativer Anlässe geschöpft.