Maria Theresia und Friedrich II. – in allen Dingen des Lebens gegensätzlich
Die seit 1740 immer wieder aktuelle Polarisierung zwischen Habsburg und Preußen führt auch zur Frage nach den unterschiedlichen Repräsentations- und Legitimationsstrategien der beiden Mächte.
Vereinfacht gesagt, ist in der Einstellung zur und im Gebrauch der bildenden Kunst eine durchaus unterschiedliche Einstellung zwischen Habsburg und Preußen zu konstatieren. Spezifika der habsburgischen Repräsentation wie die besondere Bedeutung des Familienbildes, die nicht zuletzt mit dem Kinderreichtum der Kaiserin zusammenhängen, fanden auf Seite der Hohenzollern kein Pendant. Auch die sakrale Einkleidung des Herrscherbildes, wie sie bei Maria Theresia in praktisch allen Gattungen als wichtiger Bestandteil des Katholizismus, der gleichsam als Lebens- und Deutungsprinzip fungiert, festgestellt werden kann, ist keine Zielsetzung des Preußenkönigs. Dies unterstreicht einmal mehr die wesentlich säkularere Einstellung Friedrichs II., wohingegen bei Maria Theresia die Einbindung ihrer vielfältigen Imagebildungen in einen primär religiös definierten Rahmen einen wesentlichen Teil ausmacht.
Wohl am härtesten und prononciertesten wurde die Auseinandersetzung zwischen den Habsburgern und den Hohenzollern im Rahmen der politischen Publizistik und der Karikaturen geführt. Danach rangiert gleich die Gattung der Medaillen, die von der Habsburgerdynastie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts – nicht zuletzt im Bewusstsein ihrer großen Vergangenheit – stark gefördert wurde. Am konkretesten ist die Konkurrenzsituation zwischen Habsburg und Preußen in einer preußischen Medaille (von Nikolaus Georgi) auf die Schlacht von Lissa und Leuthen vom 5. Dezember 1757, die eine direkte Antwort auf die – ikonografisch identische – Prägung (Anton Molls) darstellt, die anlässlich des österreichischen Sieges über Friedrich II. bei Kolín (1757) hergestellt wurde. Bilder treffen in diesem Fall unmittelbar auf Gegenbilder – ein Umstand, der auch zu zeigen vermag, dass die visuelle Kultur als wichtiger Bestandteil der politischen Kommunikation anzusehen ist. Viel stärker als mit Worten, deren Gebrauch aus juristischen Gründen genau abzuwägen war, konnte mit Bildern ein wesentlich direkterer Krieg „mit anderen Mitteln“ geführt werden. Als diese politischen Gegensätze ausgleichend wirkte die Tatsache, dass sich beide Parteien – wie auch viele andere politische „Player“ dieser Zeit – an der römischen Antike als einer bevorzugten Referenzepoche orientierten. Diese Sehnsucht nach der Wiederauferstehung der Größe des Altertums im 18. Jahrhundert wirkte aus dieser Perspektive fast wie ein einigendes Band.