Mit Nadel und Faden – Die Erfindung der Nähmaschine
Erfinderisches Geschick brachte offenbar kein Glück: Der eine Nähmaschinenkonstrukteur starb verkannt und verarmt, die Fabrik des anderen wurde vollkommen zerstört. Und ein Massengut wurde die Nähmaschine erst viel später.
Durch den vermehrten Einsatz von Arbeitskräften und Maschinen stieg die Produktivität beim Spinnen und Weben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts deutlich. Weil die NäherInnen mit der Endfertigung der Kleidungsstücke nicht mehr mithalten konnten, stapelten sich in den Manufakturen schon die Stoffberge. Die Erfindung einer Nähmaschine lag gleichsam in der Luft. In Frankreich, England und Deutschland wurden bald Patente angemeldet. Auch in der Habsburgermonarchie arbeitete der Schneider Josef Madersperger seit 1800 daran, das Nähen maschinell zu beschleunigen. Seine erste Konstruktion versuchte, eine nähende Hand nachzuahmen. Das Privileg dafür – eine Art Patent – erhielt er 1815. Da ihm die finanziellen Mittel fehlten, konnte er seine Erfindung jedoch nicht gewinnbringend umsetzen und die Menschen lehnten seine Maschine ohnehin als arbeitsplatzraubend ab. Madersperger, der völlig verarmt in einem Wiener Versorgungshaus starb, wurde seitdem als 'der' verkannte österreichische Erfinder gehandelt.
Auch andere Nähmaschinen blieben zunächst relativ erfolglos, weil sie nicht schneller als die Handnäherinnen waren. Erst die Erfindung des Amerikaners Elias Howe (1846) beschleunigte die Näharbeit und verhalf der maschinellen Fertigung zum 'Durchbruch'. Die wachsende Konfektionsindustrie forcierte ebenfalls die Ausbreitung der Maschine. Auch die Hausarbeit bürgerlicher Frauen sollte sie verkürzen und ihnen damit mehr Zeit für Kindererziehung und Umsorgung des Mannes schaffen. Im proletarischen Umfeld diente die Nähmaschine vor allem als Arbeitsgerät von Frauen, welche sich durch Heimarbeit einen (geringen) Lohn (dazu)verdienen mussten.