Das Geschäft mit dem Krieg
Der Adel, der in der mittelalterlichen Ständeordnung den "Wehrstand" bildete, verlor an militärischer Bedeutung − an seine Stelle traten Söldner.
Das Ende der adeligen Reiterheere wurde mit der neuen Taktik des Fußkampfes und dem Einsatz von Infanterie besiegelt. Große Heere, bewaffnet mit Langspießen, zogen in "Gevierthaufen" ins Gefecht und lösten damit den Zweikampf ab. So stand nicht mehr die Tapferkeit des einzelnen Kriegers im Vordergrund, sondern die Unterordnung unter ein taktisches Konzept, in dem der Einzelne austauschbar war. Das traditionelle Selbstverständnis des Adels als "Wehrstand" hatte sich damit überlebt. An seine Stelle traten nun riesige Söldnerheere. Vor allem Kolonialmächte wie Spanien vermochten aufgrund ihrer Einkünfte aus überseeischen Kolonien große Armeen anzuwerben.
Etwa vier Gulden betrug der Monatssold für die einfachen Söldner. Damit überstieg er den durchschnittlichen Lohn eines Handwerkers und entsprach dem doppelten Verdienst eines Bauernknechts. Abgesehen von ländlichen und städtischen Unterschichten bewarben sich Handwerker, Kaufleute und Bauern für den Solddienst, da während des Dreißigjährigen Krieges wirtschaftliche Not und Verwüstungen die Existenz vieler bedrohten. Aufgrund religiöser Verfolgungen befanden sich zahlreiche Protestanten unter den Söldnern. Auch dem Adel bot der Solddienst die Möglichkeit, militärische Erfahrung zu sammeln und den Lebensunterhalt zu bestreiten − eine Betätigung im kaufmännischen Bereich blieb ihm ja verboten.
Im Söldnerheer gab es klare Hierarchien: Während ein Fußknecht vier Gulden pro Monat verdiente, erhielt der Regimentsinhaber, der Obrist, etwa 500 Gulden.
Anreiz zum Eintritt in das Söldnerheer bot zudem die Kriegsbeute. Das Beuterecht gehörte schon seit dem Mittelalter zum Selbstverständnis der Soldaten. Dörfer und Städte entlang der Kriegsrouten sowie fahrende Kaufleute und Händler waren daher besonders von Plünderungen betroffen. Auch bei der Kriegsbeute waren Obristen, Offiziere und Fähnriche privilegiert.
Fahnenflucht und Meutereien waren bei Söldnern keine Seltenheit, da der Sold oftmals verspätet oder gar nicht ausbezahlt wurde. Ein bekanntes Beispiel für einen Söldneraufstand ist die "Sacco di Roma" genannte Plünderung Roms durch das aufgrund ausgebliebener Entlohnung unzufriedene Söldnerheer Karls V. Dieses marschierte 1527 führerlos von Florenz nach Rom, um sich dort gewaltsam den ausgebliebene Sold zu verschaffen. Dieses Ereignis gilt als Symbol für den damals neuartigen, oft schwer zu kontrollierenden Einsatz von Söldnerheeren, der sich in der Kriegsführung durchsetzte:
Ihre Einsatzgebiete erstreckten sich von Lateinamerika bis Afrika, von den Niederlanden bis Italien − um sie zu bezahlen, mussten die Herrscher immer mehr Kredite aufnehmen.