Anti-Fuggerianer im Bergwerk

Hans Sachs: Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden, der Bergknappe

Mit schwierigen Arbeitsbedingungen sahen sich die Tiroler Bergknappen konfrontiert. Lange Arbeitszeiten, unzuverlässige Entlohnung und die Fuggerischen Rechte schürten den Missmut.

Hans Sachs: Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden, der Bergknappe

 

Schwaz in Tirol war im 16. Jahrhundert zu einer ansehnlichen Berggemeinde mit etwa 11.000 Bergleuten geworden. Während der Bergbau jahrhundertelang als Nebenerwerbstätigkeit ausgeübt worden war, wurde er im späten 15. Jahrhundert zur Hauptbeschäftigung vieler BergarbeiterInnen.

Grundlage für die neue Produktionsweise am Berg bildete die sogenannte Bergfreiheit. Jede Person konnte ungeachtet der grundherrschaftlichen Besitzverhältnisse im Bergwerk arbeiten. Die Bergbaugebiete unterstanden direkt dem Landesherrn und hatten eine eigene Gerichtsbarkeit. Doch der stete Geldmangel der Habsburger veranlasste sie zur Veräußerung von Rechten an Adelige und Kaufleute. Besonders die Fugger kauften sich im Schwazer Bergbau ein. Da sie zu den wichtigsten Geldgebern des Hofes zählten, wurden ihnen sämtliche Rechte übertragen: Als Pächter der landesfürstlichen Silbererzgruben in Schwaz fungierten sie als Bergherren über Tausende von Knappen. Zudem erhielten sie Privilegien beim Erzkauf und kontrollierten den Lebensmittelhandel. Auch die Rechte auf Münzprägung wurden ihnen überlassen. Kaufleute wie die Fugger zogen große Gewinne aus den Silbergruben.

Auf den BergarbeiterInnen lasteten hingegen hoher Arbeitsdruck und finanzielle Belastungen. Überteuerungen von Waren des täglichen Bedarfs, Abgaben an den Landesherrn und die unregelmäßige Entlohnung ihrer Arbeitsleistung schürten die Unzufriedenheit der ArbeiterInnen in der Berggemeinde Schwaz. Als auch die Streichung von kirchlichen Feiertagen vorgesehen war, kam es 1525 zum Eklat.

Die BergarbeiterInnen verweigerten den Dienst und forderten die Rücknahme der abgeschafften Feiertage, die termingerechte Bezahlung des Lohnes und den Entzug der ihrerseits verhassten Fuggerischen Bergrechte. Als der Landesherr Ferdinand mit Strafandrohungen auf den "fräfentliche[n] aufstandt" reagierte, besetzten die Bergleute mit Stangen und Stäben bewaffnet die Stadt Hall und sämtliche Zufahrtsstraßen. Ferdinand musste nachgeben und die Feiertagsregelung revidieren. Die Fuggerischen Rechte blieben jedoch unangetastet, viele der Missstände blieben bestehen. In dem bald darauffolgenden Salzburger Bauernkrieg (ebenfalls 1525) kämpften daher die Bergknappen an der Seite der Bauern um eine Besserstellung.

 

Anita Winkler