Wenn ich König wär' … – Herzog Rudolf IV., "der Stifter"
Der schillerndste Habsburger des 14. Jahrhunderts war kein König, sondern 'nur' Herzog. Obwohl er schon mit 26 Jahren starb, hinterließ er ein prägendes kulturelles und politisches Erbe.
Grabinschrift Herzog Rudolfs IV. im Wiener StephansdomHic est sepultus dei gratia dux Rudolfus fundator.
(Hier ist Rudolf, von Gottes Gnaden Herzog, der Stifter, begraben.)
1349 zitierte Herzog Albrecht II. die Landherren seiner Herzogtümer nach Wien: Sie sollten seinem erst zehnjährigen Sohn Rudolf IV. huldigen. Vier Jahre später übernahm Rudolf Herrschaftsaufgaben. Nach einigen Jahren, in denen er die westlichen Besitzungen der Habsburger verwaltete, kam er 1358 nach Wien, um die Nachfolge seines verstorbenen Vaters anzutreten. Anders als sein Vater, der auf Ausgleich mit den benachbarten Mächtigen konzentriert war, versuchte Rudolf, die Macht und das Ansehen des Hauses Habsburg und seiner Person aufzuwerten.
Schon als 14-jähriger soll sich Rudolf "wie der römische König" verhalten haben. Das gefälschte "Privilegium maius" drückte sein ehrgeiziges Herrschaftsprogramm aus. Trotz seiner Ambitionen konnte Rudolf aber die Königswürde nicht erreichen – im 14. Jahrhundert hatten sich die Luxemburger gegen die Habsburger und Wittelsbacher im Reich durchgesetzt. Das war vor allem ein Verdienst Kaiser Karls IV., der gleichzeitig der Schwiegervater Rudolfs IV. war. Zwischen den beiden entwickelte sich ein Konkurrenzverhältnis: Karl IV. baute Prag als seine Hauptstadt zu einer europäischen Metropole aus – er ließ den Veitsdom erweitern und gründete mit der "Alma Mater Carolina" die erste Universität Mitteleuropas.
Dem wollte Herzog Rudolf IV. nicht nachstehen: Er veranlasste den Ausbau von Wien zur Residenzstadt nach Prager Vorbild und hatte damit großen Einfluss auf Wiens Rolle als zukünftiger kultureller und politischer Mittelpunkt des Habsburgerreiches. Rudolf ließ die Wiener Stephanskirche zum Dom ausbauen und erhielt deshalb den Beinamen "der Stifter". Außerdem gründete er 1365 die Wiener Universität, die "Alma Mater Rudolphina", die damit die zweitälteste deutsche Universität ist.
Rudolf vergrößerte auch das habsburgische Herrschaftsgebiet: Zu den in Tirol regierenden Wittelsbachern hatte schon sein Vater Albrecht II. freundschaftliche Beziehungen aufgebaut – Rudolf konnte davon profitieren und das Land von Margarete "Maultasch" mittels Erbvertrag erwerben. Tirol war für die Habsburger ein wichtiges Bindeglied zwischen ihren östlichen und westlichen Territorien. Krain erhöhte Rudolf eigenmächtig zum Herzogtum, wodurch die Habsburger nun vier Herzogtümer besaßen. Auch im heutigen Vorarlberg konnte er erste Besitzungen erwerben.
Herzog Rudolf IV. starb schon mit knapp 26 Jahren. Er wurde im Stephansdom beigesetzt.