Umbruchstimmung in der Monarchie
Die Idee vom bürgerlichen Subjekt brachte die Grundfeste der Monarchie zum Wanken. Neue Ideale setzten sich im 19. Jahrhundert gegen die alten durch.
Die Karikatur von 1848 "Wie die alte Zeit durch den Geist der neuen glücklich ihres Zopfes entledigt wird" zeigt einen alten Mann mit Zopf, den damals schon längst niemand mehr trug. Er verkörpert mit seiner Kleidung, den Kniehosen und der weiß gepuderten Perücke, das alte Gesellschaftssystem des 18. Jahrhunderts, das vom Adel und dem Herrschergeschlecht der Habsburger getragen wurde. Ausgehend von der Französischen Revolution 1789 wurde die Idee von einem "bürgerlichen Subjekt" in ganz Europa verbreitet. Es war eine Zeit angebrochen, in der man glaubte, die Welt neu gestalten und vor allem mitgestalten zu können. Die Karikatur zeigt einen jungen Studenten, der dem Alten seinen Zopf abschneidet. Sie symbolisiert das Spannungsverhältnis des alten Systems und der neuen Ideale, für die man bereit war, zu kämpfen. Die Revolutionsparole "Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit" von 1789 wurde zum Inbegriff eines in Europa erstarkenden Bürgertums. StadtbewohnerInnen, Studenten und ArbeiterInnen forderten ein gesetzliches Regelwerk, eine 'Constitution', die ihre Rechte und Pflichten festschrieb, um der Willkür der Obrigkeit zu entgehen. Die absolutistisch regierenden Habsburger wollten lange nichts davon wissen, doch kulminierte das vehemente Drängen der Bevölkerung auf politische Integration in den kämpferischen Auseinandersetzungen im Jahr 1848 in vielen Städten Europas wie Paris, Prag, Pressburg und Wien.
Die Durchsetzung der Idee eines bürgerlichen Subjektes erschütterte die Strukturen der absolutistischen Monarchie. Häufige Herrscher- und Ministerwechsel, außen- und innenpolitische Probleme, mit denen Gebietsverluste und Nationalitätenkonflikte einhergingen, wiesen auf eine instabil gewordene Monarchie hin.