Napoleon in Schönbrunn
Napoleon hielt sich im Zuge seiner territorialen Expansion - von zahlreichen Schlachten begleitet - zweimal in der kaiserlichen Residenzstadt Wien auf. Sein Quartier schlug er dabei im Schloss Schönbrunn auf. Schönbrunn war auch Schauplatz eines misslungenen Anschlags auf sein Leben.
Ein Jahr nach der Kriegserklärung an Österreich besetzten die napoleonischen Truppen am 14. November 1805 Wien und der französische Kaiser bewohnte für wenige Tage das Schloss Schönbrunn. Nach dem Sieg in Austerlitz nahm Napoleon mit seinem Heer vom 12. bis zum 27. Dezember Quartier in Schönbrunn, am 15. Dezember wurde in Schönbrunn anstelle eines Bündnisses ein Freundschaftsvertrag zwischen Napoleon und Österreich geschlossen und mit einem Konzert im Schlosstheater gefeiert. Nach dem Ende der Friedensverhandlungen in Preßburg am 27. Dezember zog Napoleon ab – und Wien atmete auf.
Vier Jahre später, am 10. Mai 1809, besetzte Napoleon die Residenzstadt Wien ein zweites Mal und bezog mit seinen Truppen wieder in Schönbrunn Quartier.
Von diesem zweiten Aufenthalt ist dokumentiert, welche Räume des Schlosses vom selbstbewussten französischen Kaiser bewohnt wurden: der Zeremoniensaal diente als Audienzzimmer, der Blaue Chinesische Salon als Wohnzimmer; das Vieux-Laque-Zimmer wurde als Salon oder auch als Schreibzimmer verwendet, das anschließende als Schlafzimmer - heute als Napoleonzimmer bezeichnet; das Porzellanzimmer wurde von ihm wie schon von Maria Theresia als Arbeitszimmer benutzt.
Napoleon beschwerte sich bei seinen beiden Schönbrunn-Aufenthalten zwar über die mangelnde Ausstattung, dennoch war er von der "wahrhaft königlichen [kaiserlichen] Residenz" beeindruckt.
Während des zweiten Aufenthaltes besuchte Napoleon mehrfach das Schönbrunner Schlosstheater, seine Ankunft wurde immer mit einem Trommelwirbel angekündigt, danach nahm er mit dem Textbuch in der Hand in seiner Loge Platz.
Napoleon hörte sich auch deutsche Opern an, obwohl er italienische bevorzugte. Es wurde jedoch nur selten eine ganze Oper aufgeführt, in der Regel gab es bloß einen Akt, dem ein Ballett folgte. Selbst wenn ihm ein Theaterstück nicht gefiel, die Schauspieler bedachte er jedes Mal mit reichlichen Geschenken.
Während des mehrmonatigen Aufenthaltes nahm Napoleon vormittags oft die Paraden seiner Truppen ab, die bald zu einer beliebten Attraktion des schaulustigen Wiener Publikums wurden – die beste Gelegenheit, Napoleon zu sehen, der sonst kaum in der Öffentlichkeit auftrat. Selbst Franz Grillparzer als deklarierter Franzosenfeind versäumte kaum eine der Musterungen in Schönbrunn oder auf der Schmelz und war beeindruckt vom Auftreten Napoleons, von dem er sagte: "Er bezauberte mich wie die Schlange den Vogel …"
Bei einer dieser Paraden konnte durch die Wachsamkeit der Offiziere ein Attentat auf Napoleon verhindert werden. Friedrich Staps, ein Pastorensohn aus Erfurt, wollte mit einem im Wams versteckten Messer den Kaiser der Franzosen, der auf der Ehrenhofstiege gerade die Parade abnahm, ermorden. Der junge Mann wurde dafür standrechtlich hingerichtet, obwohl Napoleon anfänglich glaubte, einen Geisteskranken vor sich zu haben. Nach diesem Zwischenfall hörte man auf, weiterhin Eintrittskarten für die Paraden zu verkaufen, um das Risiko zu vermindern.