Mehr Land für die Landwirtschaft – Auf der Suche nach Ackerland
Wälder roden, Sümpfe trocken legen und Galizien bevölkern – so lautete die Devise. Schließlich sollte ja die landwirtschaftliche Produktion angekurbelt werden.
Weil 'der Bauer' die Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgte, sahen ihn die MonarchInnen des 18. Jahrhunderts als Garanten für eine große Bevölkerungszahl an, die wiederum als Grundlage für den Reichtum eines Staates galt. Joseph II. war ein Anhänger physiokratischer Ideen, welche die bäuerliche als die beste Wirtschaftsform betrachteten. Jedoch waren die Möglichkeiten, den Nahrungsbedarf der wachsenden Bevölkerung durch größere Ackerflächen abzudecken, sehr begrenzt. Rodungen stießen an ökologische Grenzen. Gegen großflächiges Abholzen von Wäldern wehrten sich außerdem die Grundherren, weil sie die weitläufigen Wälder für ihre Jagden nutzten. Für die ersten Industriebetriebe wiederum waren die Wälder wichtig, weil sie diese kontinuierlich mit Energie in Form von Brennholz versorgten. Nur im 1772 dazugewonnenen Galizien und in Teilen Ungarns waren noch großflächigere Abholzungen möglich, um Ackerboden zu schaffen. Maria Theresia ordnete dort große Ansiedlungsaktionen an, um diese Gebiete landwirtschaftlich zu nutzen. Galizien wurde neben Ungarn zum wichtigsten Nahrungsmittellieferanten der Monarchie. Dass die Ackerflächen auch auf dem Gebiet des heutigen Österreich bis in den Vormärz um rund 20 Prozent stiegen, lag vor allem an der Trockenlegung von Teichen und Sumpflandschaften beispielsweise im Inntal, was bei den Grundherren auch einfacher durchzusetzen war.