Ich bin ein Habsburger – Holt mich hier raus!
"Schwarze Schafe" im Hause Habsburg gab es im 19. Jahrhundert zur Genüge. Einigen von ihnen wurde das, was in der Familie als standesgemäß galt, zu viel – sie sagten freiwillig "Adieu" zum Kaiserhaus.
"Die vielfachen Kränkungen, die man mir schon zugefügt, habe ich im Laufe der Zeit ertragen gelernt, die Kränkungen jedoch, die man meiner armen, unschuldigen Miltschi bereitet, verbittern mir das ganze Leben; ich kann allen meinen Verfolgern verzeihen – die Urheber der gegen meine Miltschi ausgestreuten Verleumdungen jedoch trifft mein unauslöschlicher Haß und meine Verachtung und bleibt ihnen erhalten für alle Zeiten."
Johann Nepomuk Salvator beschrieb mit diesen Zeilen in einem Brief an einen Freund seine Emotionen, die er während seiner Beziehung zur Balletttänzerin Ludmilla ("Milli") Stubel durchlebte. Vor allem vom konservativen Erzherzog Albrecht, der "grauen Eminenz" im Kaiserhaus, wurde er wegen dieser unstandesgemäßen Beziehung mit Hass verfolgt. 1889 hatte Johann genug, er schied freiwillig aus dem Kaiserhaus aus und nannte sich künftig Johann Orth. Wenig später brach er zu einer Reise nach Südamerika auf, von der er aber nicht mehr zurückkehrte – er blieb verschollen.
Skandalöser lief ein anderer Fall ab: Erzherzog Leopold Ferdinand aus der toskanischen Linie war schon seit längerem mit Thronfolger Franz Ferdinand zerstritten gewesen. Überdies war er durch seine Exzesse – übermäßigen Alkoholkonsum und Frauengeschichten – im Erzhaus negativ aufgefallen. Schließlich verfasste er im Dezember 1902 einen Brief an den Kaiser: "Ich bitte Euer Majestät meine Stellung und Rang als Erzherzog ablegen zu dürfen, und den Namen Leopold Wölfling anzunehmen."
Es gab zwar noch einige Schwierigkeiten, da Leopold nicht ohne Weiteres auf alle erzherzoglichen Rechte verzichten wollte. In seinen Memoiren "Als ich Erzherzog war" erinnerte er sich später aber an die Vorzüge des bürgerlichen Lebens: "Ich war Leopold Wölfling geworden, konnte die Frau heiraten, die ich heiß liebte, und mit ihr in der Schweiz wohnen, als ein eidgenössischer Bürger."
Freilich hielt die Ehe mit seiner "heißgeliebten Frau", der Wiener Prostituierten Wilhelmine Adamovics, nicht lang – 1907 wurde sie geschieden, weitere Beziehungen folgten. Brisant am Fall Wölfling war, dass Leopold eine Freundschaft mit dem Schriftsteller und Journalisten Felix Salten verband. Dieser konnte so aus erster Hand in aller Öffentlichkeit über die dynastischen Skandale berichten – auch vom gar nicht "standesgemäßen" Leben von Leopold Wölflings Schwester Luise.