Ludwig Salvator – Der "König von Mallorca"
Ludwig Salvator fand sein Glück fernab des Wiener Hofes an den Gestaden des Mittelmeeres. Der Forscher unter den Habsburgern erwarb sich große Verdienste für die Erforschung des Mittelmeerraumes, über den er mehr als 50 wissenschaftliche Arbeiten verfasste.
Der mehr als hundertjährigen Herrschaft der toskanischen Habsburger wurde mit den italienischen Einheitsbestrebungen 1859 ein Ende gesetzt. Nachdem 1866 die Restaurationsversuche in der Toskana aufgegeben werden mussten, wurde der als unangepasst, lebenslustig und teilweise exzentrisch geltende Zweig der Familie zum Leidwesen des konservativen Kaisers dem habsburgischen Familienstatut unterstellt. Einer dieser unkonventionellen toskanischen Verwandten, Ludwig Salvator, wurde der böhmischen Statthalterei in Prag zugeteilt, deren Tätigkeit ihn jedoch nur mäßig interessierte. Unter dem Vorwand einer Asthma-Erkrankung suchte der wissenschaftlich interessierte und naturbegeisterte junge Erzherzog das Weite und entdeckte mit 20 Jahren die Balearen für sich.
Fünf Jahre später bat Ludwig Salvator den Kaiser, auf Mallorca sesshaft werden zu dürfen. Wahrscheinlich erlaubte Franz Joseph dies nur zu gerne, froh, ein weiteres Mitglied der Toskana-Sippschaft in sicherer Entfernung zu wissen. Und siehe da: mit Ludwig Salvator hatte der Kaiser zeitlebens wenig Auseinandersetzungen.
Der erzherzogliche Aussteiger erwarb zunächst Besitzungen im mittelalterlichen Miramar und erweiterte sein Anwesen zwischen 1872 und 1901 kontinuierlich, bis das ganze Küstengebiet zwischen Valldemossa und Deya als "Fürstentum Miramar" in seinem Besitz war. Der "Austriaco" war bei den Mallorquinern äußerst beliebt, da er sich stets einfach und bescheiden gab, Freundschaften mit Pächtern pflegte und auch für die einfachen Landarbeiter zugänglich war. Seine Anwesen waren hingegen durchaus prunkvoll ausgestattet, wenn er auch Schloss Miramar nur als Landhaus bezeichnete. Der Erzherzog kaufte Grundstücke zu hohen Preisen, förderte den Weinbau; doch sein großzügiger Umgang mit Geld sorgte dafür, dass vieles zusammenbrach, als das Geld kriegsbedingt schließlich ausblieb.
Ludwig Salvator liebte die Insel, erlernte den lokalen Dialekt, forschte über ihre Geschichte, ihre Tier- und Pflanzenwelt und Kultur, woraus das neunbändige Werk "Die Balearen in Wort und Bild" entstand. Mit Kriegsbeginn 1914 musste der bereits schwer kranke Erzherzog sein Fürstentum verlassen und starb ein Jahr später auf Schloss Brandeis (tschech.: Brandýs nad Labem) in Böhmen.