Geheimhochzeit in der Schweiz
Der Kaiser verweigerte zwar die Zustimmung zu einer erzherzoglichen Hochzeit mit einer Bürgerlichen, Erzherzog Ferdinand Karl heiratete aber dennoch seine Lebensgefährtin – und musste aus der Familie Habsburg ausscheiden.
Erzherzog Ferdinand Karl, ein Bruder von Thronfolger Franz Ferdinand, lernte 1902 Bertha Czuber, die Tochter eines Wiener Hochschulprofessors, kennen. Er bat Franz Joseph um Erlaubnis, die Bürgerliche zu ehelichen, stieß beim Kaiser aber auf Ablehnung. Dennoch lebte Ferdinand zurückgezogen mit seiner Lebensgefährtin zusammen, und 1909 heirateten die beiden heimlich in der Schweiz. Ferdinand verstieß damit eindeutig gegen das Familienstatut, das die unbedingt notwendige kaiserliche Bewilligung einer solchen Ehe vorsah. Zwei Jahre lang konnte Ferdinand die Verbindung geheim halten. Schließlich teilte er aber Franz Joseph den Sachverhalt mit, bat um Anerkennung der Ehe und kündigte andernfalls seinen Austritt aus der Familie an: "Falls Eure Majestät auf diese meine Bitte nicht allergnädigst eingehen würden, wäre ich selbstverständlich wohl gezwungen auf Titel etc. zu verzichten und unter irgend einem Namen z. B. Burg weiterzuleben."
Franz Joseph antwortete darauf: "Du hast durch ein in Widerspruch mit mir und den Bestimmungen des Familienstatuts stehendes Vorgehen ein fait-accompli [das heißt "eine vollendete Tatsache"] geschaffen, das eine Entschuldigung nicht finden kann und dessen Consequenz Dein Ausscheiden aus dem Kaiserhaus sein muß."
Also verließ Ferdinand das Erzhaus und nannte sich nun Ferdinand Burg. Die Angelegenheit wurde behutsam behandelt, um keinen öffentlichen Skandal zu erzeugen. Da sich dennoch Gerüchte verbreiteten, wurde eine nüchterne Meldung über den Familienaustritt Ferdinand Burgs in den Zeitungen veröffentlicht.