Hausmusik statt Opernfeste – das Ende der Barockopern
Sparen lautet die Devise in schwierigen Zeiten – dass das aber nicht unbedingt mit einem Mangel an Festlichkeiten zu tun haben muss, beweist die neue Form des Feierns im Familienverband.
Mit dem Tod Karls VI. im Jahr 1740 kam das Ende der prunkvollen Barockopernfeste. Seine Tochter Maria Theresia hatte mit politischen und finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Insbesondere die Kriege zu Beginn ihrer Regierungszeit kosteten viel Geld. Daher musste sie den höfischen Theaterbetrieb einschränken: 1744 fand anlässlich der Hochzeit der Erzherzogin Maria Anna mit Karl von Lothringen die letzte der großen und teuren Opernaufführungen statt. Man verlegte sich in der Folge auf kleinere Bühnen wie das Burgtheater und bespielte die Theater in den Lustschlössern Schönbrunn und Laxenburg.
Die Abkehr von den großen Bühnen ging einher mit einem Wandel der höfischen Repräsentation: Musik und Feste waren – auch an anderen europäischen Höfen – im aufgeklärten Absolutismus nicht mehr das zentrale Mittel der Selbstdarstellung, das Interesse der Höfe daran nahm ab. Gleichzeitig zogen sich die Herrscherfamilien zunehmend aus der Öffentlichkeit ins Private, Familiäre zurück – sie wurden ‚bürgerlicher‘. Das Hofzeremoniell änderte sich, was sich auch in einer Ablösung der pompösen öffentlichen Musikaufführungen durch Hausmusik im Familienkreis und Theateraufführungen, an denen Angehörige des Hofes teilnahmen, niederschlug.
Joseph II., nach dem Tod seines Vaters 1765 von seiner Mutter Maria Theresia zum Mitregenten in den österreichischen Ländern erhoben, war nun für Oper und Theater zuständig. Er war sehr sparsam und wollte für Vergnügungen möglichst wenig Geld ausgeben. Im Unterschied zur Barockzeit war der Hof nicht mehr das Zentrum des Schaffens der Komponisten der "Wiener Klassik", ihre wesentlichsten musikalischen Neuerungen ließen diesen großteils unberührt. Die Rahmenbedingungen für Musikschaffende waren jetzt andere: Kirche und Hof traten als Mäzene zurück, Hausmusik und öffentliche Konzerte gewannen an Bedeutung, eine Vielzahl an Musikverlagen und Instrumentenbauern kurbelte die Musikproduktion an. Joseph II. veranstaltete drei Mal pro Woche Kammermusikkonzerte ohne Publikum und nur im engsten Musikerkreis, bei denen er selbst Klavier, Viola und Cello spielte.