Prunk und Repräsentation: Barockfeste am Wiener Hof
Oper, Ballett und Theateraufführungen bildeten ebenso wie Feuerwerke, Turniere und Festzüge die Bestandteile des "Gesamtkunstwerks Barockfest", das Herrschaftsansprüche dokumentieren sollte.
Der üppige barocke Festkult ging vom französischen Hof Ludwigs XIV. aus. Er diente einerseits der Selbstinszenierung des absoluten Monarchen sowie dem Konkurrenzkampf der Kaiserhäuser, gab ihm andererseits Kontrolle über die große Hofgesellschaft. Für die Hoffeste mit Opern, Komödien, Balletten, Musikaufführungen, Maskeraden, Bällen, Gartenfesten etc. wird eine große Zahl an Künstlern beschäftigt, die Mitglieder des Hofstaates werden. Das Volk ist davon ausgeschlossen – nur bei Um- und Einzügen gibt es das staunende Publikum für die Auffahrt des Adels.
Die Ausgestaltung dieser Feste stand in Zusammenhang mit der Selbststilisierung des Hauses Habsburg sowie der Verherrlichung der Herrschertugenden – Stoffe wie die trojanische Herkunftssage der Habsburger, die Argonautensage oder aus der antiken Götterwelt gehörten zum Standardrepertoire. Der Musik, insbesondere der Oper, kam bei höfischen Festen eine eminente Bedeutung bei der Demonstration kultureller Überlegenheit sowie des politischen Führungsanspruchs der Dynastie zu. Die europäischen Höfe versuchten einander mit ihren Opernaufführungen zu übertrumpfen und renommierte Musiker abzuwerben. Die Habsburger hoben sich dadurch ab, dass unter ihnen viele nicht nur musizierten, sondern, wie etwa Leopold I., auch selbst komponierten.
Die bereits unter Ferdinand III. am Wiener Hof beliebten Opern, Komödien, Theaterspiele und "Wirtschaften" (Faschingsveranstaltungen) mit musikalischer Untermalung erlangten besonders unter Kaiser Leopold I. größte Beliebtheit und Bedeutung. Sie ermöglichten dem Kaiser, durch kostspielige und pompöse Inszenierungen seinen Repräsentationspflichten gegenüber ausländischen Herrscherfamilien, Gesandten, dem Adel und dem Hofstaat nachzukommen.
Die Theaterbauten, Opern- und Festdekorationen, Kostüme und Bühnenmaschinen für die theatralischen Aufführungen bei Hof schufen ab dem 17. Jahrhundert "Theateringenieure", in Wien vor allem zwei aus Italien stammende Familien – die Burnacini und die Bibiena, zwei berühmte Dynastien von Bühnenbildnern, deren Mitglieder die Theater an mehreren europäischen Fürstenhöfen ausstatteten. Giovanni Burnacini erbaute 1652 auch das erste feststehende Hoftheater in Wien.