Syphilis – eine amerikanische Krankheit?
Seuchenartig verbreitete sich in der Frühen Neuzeit die Syphilis. Was aber war der Auslöser für diese Krankheit?
Zu den neuen und gefürchteten Krankheiten zählte die Syphilis. Ab 1493 wurde sie in spanischen Handelsstädten erstmals wahrgenommen. Über die Art der Übertragung war man sich allerdings nicht ganz einig. Während die Miasma-Theorie den Ausbruch der Syphilis auf bestimmte Planetenkonstellationen zurückführte, vermutete Paracelsus eine Geschlechtskrankheit, die aus einem sexuell umtriebigen Leben resultierte. Gott würde demnach die betreffenden Menschen mit Syphilis bestrafen. Ein weiteres und sehr prominentes Erklärungsmodell war die Kolumbus-Theorie. Sie zählte die Syphilis zu den typischen Berufskrankheiten der Seefahrer. Bei der Entdeckung der Neuen Welt hätte Kolumbus die Krankheit nach Spanien gebracht, von wo aus sie sich nach Neapel ausbreitete. Durch den französisch-italienischen Krieg verbreitete sie sich rasch in den Söldnerheeren und forderte unzählige Todesopfer in ganz Europa. Kaiser Maximilian I. bestätigte in einem 1495 erlassenen Edikt, dass eine derartige Krankheit zuvor noch nicht beobachtet worden sei. Wenngleich divergierende Theorien über ihre Ausbreitung kursierten, setzte sich die Idee einer über Geschlechtsverkehr übertragbaren 'Lustseuche' bald durch.
Als Folge sollten gelebte Freizügigkeit und Nacktheit stark eingeschränkt werden. Theologen mahnten vor einer ausschweifenden, sündhaften Lebensweise. Vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr gerieten nun verstärkt ins Blickfeld der Strafgesetzgebung. Der Besuch im Badehaus wurde ebenfalls moralisch abgewertet, weshalb auch das Baderwesen erheblich an Prestige verlor. Neue Sittlichkeits- und Anstandsideale, die Schamgefühl und Zurückhaltung betonten, gingen damit einher. Die Syphilis wurde damit zu einer 'peinlichen' Angelegenheit, die von den Betroffenen oftmals vertuscht wurde.
Die Methoden zur Heilung der Krankheit waren beinahe ebenso zahlreich wie die Vermutungen über ihren Ursprung. Bis ins 19. Jahrhundert versuchte man, ihr beispielsweise mit Quecksilberkuren beizukommen. Auch das aus den amerikanischen Tropen stammende Guajakholz wurde bereits im 16. Jahrhundert ausgekocht zur Behandlung herangezogen.