Philipp II.: Der mächtigste Herrscher seiner Zeit
Unter der Regentschaft Philipps erlebte Spanien seine Glanzzeit. Gleichzeitig traten aber auch innere und äußere Widersprüche zutage, die Spanien zu einem Riesen auf tönernen Füßen werden ließen.
Philipps Reich erstreckte sich über die spanischen Kerngebiete sowie über die Niederlande und Burgund. In Italien standen Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien unter seiner Herrschaft. Durch die enorme Expansion der Kolonialgebiete in Amerika und Asien wuchs auch der außereuropäische Machtbereich Philipps. Die 1564/65 in das spanische Kolonialreich eingegliederte Inselgruppe im Pazifischen Ozean wurde ihm zu Ehren Philippinen genannt. 1580 wurde auch noch Portugal mitsamt seinen überseeischen Kolonien Teil der spanischen Monarchie.
Der spanische Hegemonieanspruch blieb jedoch nicht ohne Widerspruch: Vor allem Frankreich, das sich gegen eine Umklammerung durch spanische Territorien wehrte, und England, das auf Kosten Spaniens zu einer Kolonial- und Seemacht aufstieg, waren die gefährlichsten Gegner Philipps. In Mitteleuropa sträubte sich die österreichische Linie, der die Rolle eines Juniorpartners der mächtigen Verwandten zugefallen war, gegen das spanische Diktat. Hier bildeten die einflussreichen spanischen Botschafter und Gesandten den gefürchteten „verlängerten Arm“ Philipps. Noch viel größer war der Widerstand im Heiligen Römischen Reich, wo die protestantischen Reichsfürsten in einer katholisch-spanischen Hegemonie den Untergang ihrer Libertät gekommen sahen.
Die Weltmacht Spanien hatte aber auch mit mannigfaltigen Widerständen im Inneren zu kämpfen, begründet in der Heterogenität der einzelnen Teilreiche mit ihren eigenen politischen und rechtlichen Traditionen. Große kulturelle und wirtschaftliche Unterschiede machten eine Vereinheitlichung unmöglich. Die königliche Zentralmacht traf auf Widerstand in Italien, in den Niederlanden, aber auch in den sich von Kastilien bevormundet fühlenden Gebieten der mittelalterlichen Königreiche auf der iberischen Halbinsel selbst.
Konfessionelle Unterschiede galten damals als größte Gefahr für eine einheitliche Herrschaft. In den nördlichen Niederlanden hatte der Protestantismus die Alte Kirche verdrängt. Die Reformation verstärkte die Ablehnung des immer härter werdenden spanischen Drucks – militärisch wie ökonomisch – auf die nach Unabhängigkeit strebenden Niederländer. In Spanien glaubte man in den zwangsbekehrten Moriskos (arabischstämmige Nachkommen der Mauren) und Juden innere Feinde zu erkennen und reagierte mit gewaltsamer Verfolgung.
Philipp sah im totalitären Anspruch auf Monokonfessionalität die wichtigste Grundlage seiner Herrschaft. Spanien wurde unter ihm zur Schutzmacht der katholischen Gegenreformation, wobei bei der Durchsetzung sehr brutal vorgegangen wurde: bis heute gilt die spanische Inquisition als Synonym für Intoleranz und Terror.