Österreicherinnen, die für Frauenrechte kämpfen
Mit der Gründung der ersten Frauenvereine begann 1867 ein noch immer andauernder Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen. Für Frauenrechte im Bildungsbereich und das Frauenwahlrecht kämpften Persönlichkeiten wie Marianne Hainisch und Adelheid Popp.
Erste Ansätze der österreichischen Frauenbewegung gingen aus der 1848er-Bewegung hervor: Der politisch-demokratische Frauenverein protestierte gegen die geringeren Löhne für Frauen. Von vielen Männern belächelt und da das Vereins- und Versammlungsrecht von 1867 Frauen die Mitgliedschaft in explizit politischen Vereinen untersagte, bald wieder aufgelassen, fand er seine Fortsetzung in karitativen und Bildungsvereinen.
Die Frauenrechtsbewegung setzte sich vor allem für mehr Rechte und Chancen von Frauen im Bildungsbereich ein. Mit dem Reichsvolkschulgesetz 1869 wurde ein erster Schritt getan: Mädchen aller Bevölkerungsschichten durften nun auch Mittelschulen besuchen.
Mit der schulischen Ausbildung konnten sich Frauen in neuen Berufsfeldern betätigen. Vorrangig wurden sie Lehrerinnen und Erzieherinnen. Im öffentlichen Sektor blieb der Frauenanteil bis 1890 allerdings sehr gering (drei Prozent). Ziel der bürgerlichen Frauenvereine wie des "Österreichische Vereins für Lehrerinnen und Erzieherinnen", 1869 von Marianne Hainisch gegründet, war es, Frauen auch Zugang zur höheren Bildung zu ermöglichen. Aufgrund ihres Engagements wurde 1892 in Wien das erste Gymnasium für Mädchen eingerichtet und 1897 erstmals Frauen der Zugang zur Wiener Universität gewährt. Der Hochschulzugang beschränkte sich allerdings zunächst auf die Philosophische Fakultät und wurde 1900 auf die medizinische Fakultät ausgeweitet. 1919 schließlich erhielten Frauen Zugang zu allen Universitätsfächern.
Proletarische Frauenvereine traten für Arbeiterinnen und Hausgehilfinnen ein, welche sozial und rechtlich unterprivilegiert und vom gültigen Zensuswahlrecht ausgeschlossen waren. Eine führende Persönlichkeit des "Arbeiterinnen-Bildungsvereins" (1890 gegründet) war Adelheid Popp. Als Redakteurin der "Arbeiterinnen-Zeitung", die seit 1893 als Beilage der sozialdemokratischen "Arbeiter-Zeitung" herausgegeben wurde, schuf sie für Frauen ein öffentliches Sprachrohr. Später wurden diese Vereine in die Sozialdemokratische Partei eingegliedert, die als Massenpartei weiterhin für das allgemeine Frauenwahlrecht eintrat. Eine gleichberechtigte politische Mitsprache konnte erst 1918 mit dem allgemeinen, direkten, gleichen und geheimen Wahlrecht für alle ÖsterreicherInnen durchgesetzt werden.