Karl V.: Ein Erbe vieler Kronen
In der Person Karls vereinigten sich die habsburgischen Ansprüche auf verschiedene Territorien, die dank der Heiratspolitik seines Großvaters Maximilian I. an das Haus gelangt waren.
Karl war der älteste Sohn von Philipp I. („dem Schönen“) und Johanna („der Wahnsinnigen“) von Kastilien. Geboren wurde Karl in Gent, wo sein Vater als Regent der Niederlande wirkte, die im Rahmen des burgundischen Erbes nach Karls Großmutter väterlicherseits, Maria von Burgund, an das Haus Habsburg gefallen waren.
Karl entsprach mit seiner körperlichen Erscheinung der klassischen Ausformung des Habsburger-Typus, wie er vor allem im 16. und 17. Jahrhundert vorherrschte: So verfügte er über ein schmales, längliches Gesicht, das von einer Adlernase sowie einem schweren Vorbiss und extrem ausgebildeten Lippen dominiert war. Angeblich konnte er aufgrund dieser Missbildung seinen Mund nicht richtig schließen und hatte Probleme beim Sprechen. Da er zudem sehr schnell und abgehackt sprach, verhaspelte er sich andauernd und war schwer zu verstehen.
Der Habsburger wuchs am Hof seiner Tante Erzherzogin Margarete im niederländischen Mecheln zusammen mit seinen Schwestern Eleonore und Isabella auf. Er wurde von der burgundisch-niederländischen Kultur stark geprägt. Die Eltern waren meist abwesend, da für sie die Sicherung des Anspruches auf die spanische Krone Vorrang besaß. Nach dem frühen Tod seines Vaters 1506 fielen dessen Thronansprüche Karl zu. Zunächst blieb er in den Niederlanden, wo seine Tante Margarete als Statthalterin die vormundschaftliche Regierung führte. 1515 wurde Karl für großjährig erklärt und als Landesfürst eingesetzt. Da der Fünfzehnjährige mit den Aufgaben überfordert war, wurden die Regierungsgeschäfte weiterhin von seiner Tante und deren Ratgebern geführt.
In den nächsten Jahren verschob sich jedoch der Schwerpunkt der Interessen auf Spanien. Dort regierte in den vereinigten Königreichen von Kastilien, Aragon und Granada Karls Großvater mütterlicherseits, Ferdinand von Aragon. Karl teilte seinen Anspruch auf diese Kronen mit seiner Mutter Johanna, was nach dem Tod des Großvaters Ferdinand 1516 zu größeren Problemen führte. Erst nach langwierigen Verhandlungen wurde Karls Anspruch von den Ständen anerkannt. Als Argument Karls dienten die psychischen Störungen seiner Mutter, in deren Namen er seine Herrschaft in Spanien begründete.