Kaiser Karl I. – Kindheit, Ausbildung und Familie
Karl wurde als ältester Sohn von Erzherzog Otto und Maria Josefa von Sachsen am 17. August 1887 auf Schloss Persenbeug (NÖ) geboren.
In seiner Kindheit wurde er vor allem durch seine Mutter geprägt, die sehr fromm und zurückgezogen lebte und somit das Gegenteil zu ihrem Gatten Otto bildete, der durch seinen skandalträchtigen Lebenswandel für Schlagzeilen sorgte.
Der junge Erzherzog erhielt zunächst eine solide Ausbildung durch Hauslehrer, später besuchte er als Externist das Schottengymnasium in Wien, ein vom Orden der Benediktiner geführtes elitäres Bildungsinstitut. Danach studierte Karl mehrere Semester – ebenfalls als Externist – an der Universität Prag, jedoch ohne einen akademischen Grad zu erwerben, da dies nach den damaligen Regeln mit dem Status eines Angehörigen der kaiserlichen Familie unvereinbar gewesen wäre.
Karl durchlief eine für männliche Mitglieder der Dynastie typische militärische Laufbahn und verbrachte etliche Jahre in verschiedenen Garnisonen in Böhmen und Galizien.
Durch die morganatische Ehe seines Onkels, Thronfolger Franz Ferdinands, die dessen Nachkommen von der Erbfolge ausschloss, und den frühen Tod seines Vaters rückte Karl in der Thronfolge plötzlich auf. Von seinem Großonkel Kaiser Franz Joseph wurde er dennoch nicht in die engsten Kreise der politischen Entscheidungsfindung einbezogen, sondern blieb weiterhin als Offizier tätig – eine Entscheidung des greisen Monarchen, die sich in der Folge als Fehler erweisen sollte.
Jedoch legte Franz Joseph als Oberhaupt der Dynastie großes Augenmerk auf die Eheschließung seines Großneffen – die Weiterführung der Dynastie lag ja nun bei Karl. Seine Wahl fiel auf Zita von Bourbon-Parma (1892–1989), Tochter Herzog Roberts, des letzten Herrschers im kleinen nordtalienischen Herzogtum Parma, der nach der Einigung Italiens im Exil in Schwarzau (NÖ) lebte. Zita entsprach den Anforderungen an eine Habsburger-Braut vollkommen: Die junge Frau stammte aus einem (ehemals) souveränen Fürstenhaus, war der katholischen Kirche treu ergeben und im Sinne des monarchischen Legitimismus erzogen worden.
Die Trauung fand am 21. Oktober 1911 im niederösterreichischen Schwarzau, dem Sommersitz der Brauteltern statt. Von der Hochzeit, an der auch der greise Kaiser Franz Joseph teilnahm, existieren Filmaufnahmen.
Nach der Geburt des ersten Kindes Otto im Jahre 1912 wurde Karl nach Wien versetzt, wo ihm Schloss Hetzendorf als Wohnsitz zugewiesen wurde.
Der allgemein als harmonisch und glücklich geschilderten Ehe entsprangen acht Kinder: Neben dem erstgeborenen Otto (1912–2011) wurden Adelheid (1914–1971), Robert (1915–1996), Felix (1916–2011) und Karl (1918–2007) noch während des Bestehens der Monarchie geboren. Rudolf (1919–2010) und Charlotte (1921–1989) kamen bereits im Exil auf die Welt. Elisabeth (1922–1993) wurde erst nach dem frühen Tod ihres Vaters geboren.