Heilsam, anregend und luxuriös – Kaffee und Tee kommen auf den 'Speiseplan'
Die beiden Heißgetränke, serviert in kostbarem Porzellan, wurden zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Konsums von bürgerlichen und adeligen Oberschichten, mit dem auch Luxus und Prestige ausgedrückt wurden.
Johann PezzlAuch in Wien ist der Durst nach Kaffee bis unter die Taglöhner und Marktweiber gekommen. Darum stehen in allen Vorstädten bis gegen Mittag hölzerne Ständchen, wo man für die Liebhaber aus dem Pöbel die Schale samt einem Kipfel für 1 Kreuzer ausschenkt. Allein dies ist nicht wahrer Kaffee, sondern geröstete Gerste mit etwas Sirup versüßt, und jenes geringe Volk trinkt dieses Dekokt, weil es sich für 1 Kreuzer kein anderes so wohlschmeckendes und magenwärmendes Frühstück verschaffen kann.
Die Produkte aus der 'neuen Welt' wurden in Europa durch Reiseberichte und medizinische Literatur bekannt. Eine Fülle von Abhandlungen beschäftigte sich mit den medizinischen Wirkungen von Schokolade, Kaffee, Tee und Tabak. Frühneuzeitliche Mediziner waren sich einig, dass die Heilmittel aus Amerika den körperlichen Säftehaushalt ins Gleichgewicht bringen konnten, warnten aber auch vor gesundheitlichen Risiken. Die Kaffee- und Teepreise waren enorm hoch, sodass diese vorrangig als Statussymbol der adeligen und höfischen Gesellschaft dienten. Um den bitteren Geschmack der Getränke zu überdecken, wurden sie mit teurem Zucker gesüßt. Ebenso luxuriös und prestigeträchtig wie die Genussmittel war das Porzellan, das seit dem 17. Jahrhundert aus China importiert wurde und sich in die höfische Orientbegeisterung einfügte. Auch die Gründung europäischer Porzellanmanufakturen – die Wiener Porzellanmanufaktur entstand 1718 – tat dem Import aus dem Fernen Osten keinen Abbruch. Die bürgerlichen Oberschichten wiederum schätzten Tee und Kaffee wegen ihrer konzentrationsfördernden und anregenden Wirkung, ohne die vergnüglichen und gesellschaftlichen Aspekte des Konsums im Kaffeehaus zu vernachlässigen. Über deren zunehmende Konkurrenz beklagten sich die Wirte, weil in den Kaffeehäusern bald auch kleine Mahlzeiten und Alkoholika ausgeschenkt wurden. Die Wirte boten ihrerseits bald ebenfalls Kaffee und Tee an. Häusliche Kaffeekränzchen kamen auf, weil auch Frauen die Heißgetränke genießen wollten, es für sie aber als anstößig galt, ein Kaffeehaus zu besuchen. Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts gehörten diese Getränke immer mehr zum bürgerlichen Tagesablauf. Für die Unterschichten spielten billigere Surrogate – Ersatzgetränke wie Getreidekaffee – eine wichtige Rolle.