Ferdinand I.: Ein Spanier als Herrscher in Mitteleuropa
Ferdinand I. hatte einen schwieriger Start in Mitteleuropa: Er wurde als landfremd abgelehnt, die einheimischen Eliten sahen in seinem von mediterranen Rechtstraditionen geprägten Herrschaftsverständnis eine Bedrohung für ihre angestammten Rechte.
Ferdinand brachte sein spanisch-niederländisches Gefolge nach Österreich mit. Der Renaissance-Hof des jungen Fürsten wirkte zunächst wie ein Fremdkörper in der noch in einer spätmittelalterlichen Gedankenwelt verhafteten Umgebung. Die landfremden Spanier wurden zum Feindbild. Vor allem Gabriel de Salamanca, der Finanzbeauftragte Ferdinands, der die nach dem Tod Maximilians schwer erschütterte Finanzlage sanieren sollte, galt als listiger Teufel, der überkommene Rechte umging.
Das selbstbewusste Auftreten des neuen Herrschers und dessen forsches Regiment trafen auf Widerstand. Die Landstände der österreichischen Länder betrachteten sich als gleichberechtigte Partner des Landesfürsten. Verstärkt durch lange Perioden der Abwesenheit des Landesherrn unter Maximilian I. und durch das Interregnum nach dessen Tod 1519, als ein ständisches Regiment die Regierung übernommen hatte, pochten die Vertreter der Stände auf ihre traditionellen Mitbestimmungsrechte. Ferdinand griff hier brutal und unsensibel durch: Das Wiener Neustädter Blutgericht endete 1522 mit der Exekution der als Rebellen verurteilten Verfechter ständischer Rechte.
Widerstände im Adel, gefördert von den beginnenden konfessionellen Kontroversen im Gefolge der Glaubensspaltung, aber auch unter den Untertanen (Bauernaufstände 1525) waren jedoch nicht so leicht zu brechen.
Es dauerte lange, bis Ferdinand im Land als Herrscher akzeptiert wurde. Es entwickelte sich eine langsame Annäherung, denn Ferdinand bewies Lernfähigkeit und Anpassungsvermögen, sodass sich seine Stellung zu festigen begann. Die kooperationsbereiten Teile des Adels erkannten bald die Aufstiegschancen, die die gute internationale Vernetzung der Dynastie bot.