Ein Hochzeitsalbum – die Hochzeit Josephs II. mit Isabella von Parma
Die Hochzeit des Kronprinzen war ein bedeutendes Ereignis für eine Dynastie wie das Haus Habsburg-Lothringen. Maria Theresia ließ daher die Feierlichkeiten für die Nachwelt bildlich festhalten. Fünf großformatige und durch ihren Detailreichtum beeindruckende Bilder aus der Werkstatt des Hofmalers Martin van Meytens geben eine Ahnung von der Großartigkeit eines höfischen Festes des Rokoko.
Aus der Schilderung der Hochzeit im Wienerischen Diarium, Ausgabe vom 11. Oktober 1760Der sehr große Saal war mit ungemeinen Menge von Dames und Cavalliers angefüllet, und man hat auch dem Volk den Trost gegönnet, nach und nach dahin eingehen, und zusehen zu dörfen.
Die zur Schau gestellte Pracht der Hochzeitsfeierlichkeiten sollte das Elend des Siebenjährigen Krieges vergessen machen und vor der europäischen Öffentlichkeit den Eindruck der Unerschöpflichkeit der Ressourcen der Monarchie erzeugen. Die Politik hatte aber auch ein gewichtiges Wort bei der Wahl der Braut mitzureden gehabt. Dass das Los auf die aus einer italienischen Seitenlinie der französischen Bourbonen stammende Isabella von Parma fiel, hatte das "renversement des alliances", den Wechsel in der habsburgischen Bündnispolitik hin zu Frankreich, zum Hintergrund. Das neue Bündnis mit dem alten 'Erzfeind' sollte durch wechselseitige Heiraten zwischen den Dynastien verstärkt werden.
Nun entfaltete sich der übliche zeremonielle Ablauf einer dynastischen Hochzeit. In der Person des Fürsten Joseph Wenzel von Liechtenstein wurde ein hochrangiger (und finanzstarker) Brautwerber nach Parma gesandt, um die Braut heimzuholen, denn dies war ein prestigeträchtiger, aber auch sehr kostspieliger Ehrendienst.
In Wien fand dann der Hauptteil der Festlichkeiten statt. Feierlich zog die Braut in die Stadt ein. Ein beeindruckender Zug von über 90 Kutschen schleppte sich durch die engen Gassen der Altstadt, vorbei an aus Holz und Gips gefertigten Triumphpforten, die die Braut und das Haus Habsburg allegorisch verherrlichten. Der im Bild dargestellte weiträumige Platz existierte nicht, die Maler hatten nur die Häuser ausgelassen, um den Blick auf die Adelskutschen freizugeben.
Der eigentlichen Hochzeitszeremonie in der Hofkirche bei den Augustinern folgte ein öffentliches Schauessen in der Hofburg. An der Tafel nahmen nur Mitglieder der kaiserlichen Familie Platz. In der Mitte saß das regierende Kaiserpaar Maria Theresia und Franz I. Stephan, links und rechts erkennt man das Brautpaar. Das Tafelgeschirr aus massivem Gold war zugleich das Hochzeitsgeschenk an die Braut. Die Speisen wurden von Mitgliedern des Hochadels im schwarzseidenen Spanischen Mantelkleid serviert, die hier ihre Ehrenämter als Mundschenken und Truchsessen ausführten, wobei der zeremonielle Ablauf bis hin zur Zahl der Verbeugungen einer strengen Choreografie folgte.
Auch die folgenden Tage waren von Festlichkeiten geprägt, wobei die Darstellung einer musikalischen Serenade ein besonderes Detail aufzuweisen hat: In der Menge der Zuschauer erkennt man den kleinen Wolfgang Amadeus Mozart.
Zu sehen ist diese Bilderserie im Zeremoniensaal des Schlosses Schönbrunn.