Ein Haus im Grünen
Lange Zeit stagnierte die profane Architektur. Das änderte sich mit Ende der Zweiten Türkenbelagerung, als Wien einen wahren Bauboom erlebte.
Die weltliche Architektur des 17. Jahrhunderts konnte im Vergleich zur Blüte der österreichischen Kloster- und Kirchenbauten nur wenige Neubauten vorweisen. Nach der Vollendung der Amalienburg Anfang des 17. Jahrhunderts gab es in Wien fast ein halbes Jahrhundert lang keinen bemerkenswerten Palastbau. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es langsam wieder zu profaner Bautätigkeit.
Kaiser Leopold I. ließ die beiden getrennten Hofburggebäude, die mittelalterliche Burg des 13. Jahrhunderts und die Amalienburg, ab 1660 durch einen repräsentativen Trakt verbinden, der in seiner gleichförmigen Achsenreihung (ohne Betonung einer Zentralachse wie später im Hochbarock) ein typisches Beispiel frühbarocker Palastarchitektur darstellte.
Nach der Zweiten Türkenbelagerung 1683 begann in Österreich kunstgeschichtlich eine neue Epoche: Die Türken waren nun so weit zurückgeschlagen, dass die Gefahr als gebannt galt. Wien erlebte einen enormen wirtschaftlichen und künstlerischen Aufschwung. Der Anspruch als Residenzstadt des Kaisers machte sich in Architektur und bildender Kunst bemerkbar. Die weitreichenden Zerstörungen durch die Türkenbelagerung stellten zudem eine Chance für tiefgreifende Modernisierungen dar – ein Bauboom sondergleichen folgte. Nun konnten auch außerhalb der schützenden Stadtmauern Lusthäuser und Gartenpalais angelegt werden, die dort von der Zerstörung durch Kriegshandlungen sicher schienen. In Wien war eine Vielzahl vorwiegend italienischer Architekten tätig, zu denen Domenico Martinelli zählte, der für die Familie Liechtenstein sowohl ein Stadt- als auch ein Gartenpalais errichtete.
In weiterer Folge konnten sich auch einheimische Architekten bei der Auftragsvergabe durchsetzen und erlangten dabei großen Einfluss.