Ein Einhorn-Horn und der Heilige Gral: Der Schatz der Habsburger
Der habsburgische Schatz, den die Familie über lange Zeit angehäuft hatte, umfasste viel Wertvolles, aber auch ,Krempel‘. Das Allerwertvollste waren das Horn eines Einhorns und der Heilige Gral.
Die Einigung bezüglich „Ainkhürn“ und Achatschale lautete dahingehend, "das solche baide ansehnliche treffenliche clainod von yetzt an zu allen und ewigen zeiten bey unserm löblichen hauß Österreich bleiben und darvon mit nichten weder durch verckhauffung, schanckhung, versatzung oder ainichen andern weeg, wie der namen haben mochte, alieniert oder verendert, sonder allwegen zu allen zeiten bei des eltern fürsten zu Österreich verwarung bleiben sollen.
Bereits im Mittelalter sammelten die Habsburger: Rudolf IV. begründete den ersten habsburgischen Hausschatz, der durch Ankäufe, Geschenke, Erbschaften und Beschlagnahmungen bereichert wurde. Unter Friedrich III. umfasste der Schatz unter anderem Gold- und Silberobjekte, Münzen, Ordensabzeichen, Edelsteine, Schmuckstücke, Urkunden, Handschriften und naturwissenschaftliche Geräte.
Um 1400 entstand ein neuer Zugang zum Sammeln: Enzyklopädische Sammlungen sollten nun den Stand des Wissens der Welt abbilden und Naturalien sowie Kunstgegenstände enthalten. Bereits Sigmund der Münzreiche errichtete in Tirol einen Vorläufer einer Kunst- und Wunderkammer, wie sie in der Renaissance bei den europäischen Eliten populär wurden.
Maximilian I. erweiterte den Besitz durch Heiraten. Er sammelte Kunstgegenstände, insbesondere Kleinodien. Der Schatz wurde allerdings nie aufgestellt, sondern an unterschiedlichen Orten in Truhen verwahrt.
Kaiser Ferdinand I. ließ als Erster eigene Räumlichkeiten zur Aufbewahrung der habsburgischen Sammlungen in der Wiener Hofburg schaffen und gilt damit als Begründer der Kunstkammer. Er sammelte nach dynastischen, aber auch ästhetischen Gesichtspunkten – die Bezeichnungen „Schatzkammer“ und „Kunstkammer“ waren für denselben Bestand in Verwendung. Dieser umfasste jetzt Kunstwerke, Edelsteine, Medaillen, Münzen, den alten Schatz der Habsburger sowie Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Bücher, aber auch ausgestopfte Säugetiere, Vögel, Fische, Skelette, Versteinerungen, Uhren, Automaten etc.
Wie sein Reich teilte Ferdinand I. auch den Schatz unter seinen Söhnen auf. Zwei als besonders wertvoll erachtete Objekte – eine Achatschüssel und das „Ainkhürn“, später der „unteilbare Schatz des Hauses Österreich“ – jedoch blieben unangetastet. Die Brüder – Karl II. von Innerösterreich, Maximilian II. und Ferdinand von Tirol – hatten 1564 vereinbart, dass diese Objekte nicht getrennt werden durften und „bis zum Ende aller Zeiten“ beim Familienältesten aufbewahrt werden sollten.
Das „Ainkhürn“, eigentlich ein Narwalzahn, galt als Horn eines Einhorns und bildete das wertvollste Stück frühneuzeitlicher Kunstkammern. Ihm wurden magische Kräfte zugeschrieben und es galt als Christussymbol. Die Achatschale, der „Heilige Gral“, soll das Blut Christi aufgefangen haben und war von großem religiösen Wert.