Die Errichtung der Ringstraße
In kürzester Zeit wird der Wiener Prachtboulevard aus der Erde gestampft, auf dem Rücken der Wiener ‚Ziegelbehm‘.
Finanziert wurde das umfangreiche Bauunternehmen durch den Verkauf der durch die Beseitigung der Verteidigungsanlagen frei werdenden Grundstücke (insgesamt 2,4 Millionen Quadratmeter, das entspricht in etwa 300 Fußballfeldern), die nicht für öffentliche Gebäude, Straßen oder Parks vorgesehen waren, an Privatpersonen. Diese Einkünfte betrugen 63 Millionen Gulden. Im Gegenzug genossen die Bauherren eine 30-jährige Steuerfreiheit, sofern sie innerhalb eines Jahres mit dem Bau eines Wohnhauses begannen und es innerhalb von vier Jahren fertigstellten.
Die Errichtung ging rasch vonstatten: Ab März 1858 begann man mit der Demolierung der Basteien, bereits am 1. Mai 1865 wurde die Prachtstraße mit einer Fahrt Kaiser Franz Josephs feierlich eröffnet. Die Hofoper befand sich noch in Bau, nur wenige Wohnbauten am Opern- und Kärntnerring waren zu diesem Zeitpunkt vollendet.
Die schnelle Bauabwicklung der Ringstraße ging zu Lasten der beschäftigten ArbeiterInnen – meist aus Böhmen zugewanderte Bau- und ZiegelarbeiterInnen, die bei geringer Bezahlung und langen Arbeitszeiten Schwerstarbeit leisten mussten.
Durch die Anlage der Ringstraße ging die seit Ende des 18. Jahrhunderts begrünte Fläche des Glacis – eine beliebte Wiener Promenade – verloren. Von dem großen Grünbereich blieb der von der Gemeinde als englischer Landschaftsgarten errichtete Stadtpark übrig. 1867 eröffnet, diente der im Park gelegene Kursalon kurzfristig als ein 'Wellness-Zentrum' mit Wasserkuren. Seit seinem Umbau zum Balllokal wurde er zur Stätte des Wiener Tanzvergnügens, wo sich die Menschen zur Musik von Johann Strauß wiegten.