An der Grenze zu Ungarn war erst einmal Halt – Ungarn bekommt die Rolle als 'Kornkammer'
Ein Teil der Monarchie zu sein, hieß, sich den habsburgischen Wirtschaftsideen unterzuordnen. Im Fall Ungarns bedeutete das: Landwirtschaft.
Ungarn schien den Habsburgern prädestiniert für die landwirtschaftliche Produktion – gerade deshalb wurde es als eine der Kornkammern der Monarchie bezeichnet. Dass Ungarn zu einem wichtigen Agrarproduzenten wurde, lag nicht unbedingt an seinen 'natürlichen' geografischen Gegebenheiten oder an der 'Entscheidung' seiner BewohnerInnen für diesen Sektor. Die habsburgischen Regierungen setzten vielmehr einiges in Bewegung, um das Land auf die landwirtschaftliche Produktion einzuschränken.
Im 18. Jahrhundert sollte aus der Habsburgermonarchie ein einheitliches Wirtschafs- und Handelsgebiet gemacht werden – diese wirtschaftliche Einheit sollte sich planmäßig entwickeln. Landwirtschaft sollte sich dabei nicht mit städtischer Wirtschaft vermischen, ebenso wenig wie Bauern- mit Bürgerstand. Den Städten war das Handwerk zugedacht, in den ländlichen Gegenden sollten nur die nötigsten handwerklichen Betriebe zugelassen werden. Industrieförderungen wurden zwar angestrebt, Fabriken sollten aber dem Land vorbehalten und aus den Städten ferngehalten werden.
Durch Zu- und Verteilung nach geographischer Lage und 'natürlichen' produktionstechnischen Bedingungen wurde jedem Land ein Produktionszweig zugedacht. Ungarn wurde von den HerrscherInnen zum Agrarproduzenten ernannt. Industrieansiedlungen würden diese Planung gefährden. Laut Maria Theresia sollte Ungarn, da es nicht so viele Steuern zahlte wie andere Länder, auch keine Industrie haben. Lediglich Manufakturbetriebe konnten gegründet werden. Um die Vorgaben durchzusetzen, blieb die Zolllinie zu Ungarn weiterhin bestehen, während sie zwischen den meisten Ländern der Habsburgermonarchie größtenteils abgeschafft wurden.