Böhmische Industrialklassen als Vorbild
Böhmen avancierte zum Musterland der Schulentwicklung. Etwa 42 Prozent der Kinder besuchten 1781 die Schule.
Das böhmische Volksschulwesen zählte zu den besten der Monarchie. Für seine Organisation war der spätere Bischof Ferdinand Kindermann von Schulstein verantwortlich. Im Bereich des Elementarunterrichtes setzte der Schulreformer auf eine praxisorientierte Ausbildung. Durch den hohen Grad der Protoindustrialisierung in Böhmen spielte auch die Industriepädagogik eine große Rolle. So wurden in den von Kindermann eingerichteten Industrialklassen und -schulen neben Rechnen, Schreiben, Lesen und Religionsunterricht auch handwerkliche Fähigkeiten vermittelt. Gelehrt wurden Tätigkeiten wie Obst- und Gemüseanbau, Haus- und Handarbeiten wie etwa das Spinnen und Nähen. Mit der Heranbildung von "Industriosität", wie es die Zeitgenossen nannten, sollte eine Hebung des Wohlstandes der Bevölkerung erzielt werden. Bereits 1787 zählte man über 100 solcher Industrieschulen. Aufgrund der guten Schulorganisation zählte Böhmen im 19. Jahrhundert zu den Ländern mit der niedrigsten Analphabetenrate in der Monarchie.
Der Koch-, Handarbeits- bzw. Werkunterricht in Österreichs Volks- und Hauptschulklassen hat sich bis heute als Schulgegenstand erhalten.