Heirate mich!
„Bella gerant alii, tu felix Austria nube.“ – „Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate.“ Das ist wohl der berühmteste Spruch aus der Zeit der Habsburgerherrschaft, welcher suggeriert, dass das ehemalige Weltreich der Habsburger ausschließlich durch die Heiratspolitik entstanden sei. Obwohl dies eine unzulässige Verkürzung darstellt – die Habsburger führten während ihrer gesamten Herrschaft unzählige Kriege um die Gebietszugewinne abzusichern –, so ist die systematische Verheiratung des Nachwuchses mit Mitgliedern anderer Dynastien aber auch der eigenen Familienzweige unzweifelhaft ein Charakteristikum der habsburgischen Machtpolitik. Dass aus diesen arrangierten Verbindungen glückliche Ehen äußerst selten hervorgingen, sondern vielmehr Existenzen psychisch aber auch physisch schon in sehr jungen Jahren zerstört wurden, ist aus heutiger Sicht nachvollziehbar. Bei der Eheanbahnung spielten Portraitbilder eine wichtige Rolle – sie werden im ersten Teil dieses Unterrichtsmoduls thematisiert. Die Ehen von Marie Antoinette mit dem französischen König Ludwig XVI. sowie von Elisabeth mit Franz Joseph, beide unglücklich, beide Stoff für viele historische und pseudohistorische Aufarbeitungen, zeugen nicht nur von den damaligen Gepflogenheiten, sondern auch von den rollen- und geschlechtsspezifischen Erwartungen. Ein Bezug zur Gegenwart ist dabei in mehrfacher Hinsicht gegeben, etwa bei der Frage, inwieweit sich die Eheanbahnung und die Erwartung an den Partner/die Partnerin und an eine Ehe/Beziehung im Laufe der Geschichte hierzulande aber auch in anderen Kulturen geändert haben. In diesem Modul geht es aber auch um die kritische Nutzung von Internetquellen und die Schulung von Medienkompetenz.
Bezüge zur Welt der Habsburger
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Lehrplanbezug
Grundbereiche: Im Bereich des historischen Lernens stellen u.a. Neue Kulturgeschichte/Geschlechtergeschichte (...) gleichberechtigte Zugänge dar. Im Bereich des politischen Lernens sind Themen aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler (Lebenswegentscheidungen) aufzugreifen.
Historische und politische Einsichten: Verstehen historischer und politischer Handlungsweisen im Kontext der jeweiligen Zeit und Aufbau eines reflektierten und (selbst)reflexiven historischen und politischen Bewusstseins.
Beiträge zu den Bildungsbereichen: „Sprache und Kommunikation“: Arbeit mit Texten und Bildern (Quellen und Darstellungen der Vergangenheit bzw. der Gegenwart in unterschiedlichen Medien), Interpretation und Bewertung; Begriffsbildung und Anwendung; Sammeln und Anwenden von Argumenten im Diskurs.
Historische Kompetenzen: Die Eigenständigkeit im Umgang mit historischen Quellen zum Aufbau einer Vorstellung über die Vergangenheit (Re-Konstruktion), sowie ein kritischer Umgang mit historischen Darstellungen (zB Ausstellungen, Spielfilme mit historischen Inhalten, Schul- und Fachbücher) sind zu fördern (DeKonstruktion). Dazu sind Methoden zu vermitteln, um Analysen und Interpretationen vornehmen zu können (Historische Methodenkompetenz).
Historisches Lernen soll zum besseren Verstehen von Gegenwartsphänomenen und von zukünftigen Herausforderungen beitragen. Da unterschiedliche Schlüsse aus der Geschichte gezogen werden können, ist im Unterricht auf die Pluralität in der Interpretation zu achten. Die sich daraus ergebenden Synergien mit der Politischen Bildung sind zu berücksichtigen (Historische Orientierungskompetenz).
Politische Kompetenzen: Politische Bildung soll dazu befähigen, Grundlagen und Informationen zu reflektieren und Manifestationen des Politischen zu entschlüsseln, indem ein Repertoire von Methoden zur Analyse von Daten, Bildern und Texten vermittelt wird. (Politikbezogene Methodenkompetenz).4. Klasse Lehrstoff: Selbstverständnis der Geschlechter (Analyse von unterschiedlichen Zugängen zu Weiblichkeit und Männlichkeit) und Generationen (Familie im Wandel).
Oberstufe
Bildungs- und Lehraufgabe: Methodenkompetenz (Fähigkeit der Anwendung analytischer Instrumente und Verfahren; Recherche aus unterschiedlichen Quellen usw.)
Didaktische Grundsätze: Für den Erwerb der notwendigen methodisch-instrumentellen Fähigkeiten und Fertigkeiten durch die Schülerinnen und Schüler haben die Lehrkräfte unter Einbeziehung der Informations- und Kommunikationstechnologien entsprechende Lernmöglichkeiten und geeignete Methoden anzubieten.6. Klasse Lehrstoff: Instrumentalisierungen von Kultur und Ideologie in Politik und Gesellschaft (Geschichtsbilder und -mythen; historische Legitimationen; etc.)