Vergleiche anhand der nachfolgenden Materialien die Jagdgesellschaften früher und heute. Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo siehst Du Unterschiede?
Da die Jagd von den Habsburgern auch für gesellschaftliche und politische Zusammentreffen genutzt wurde, gab es in Mürzsteg nicht nur sechs Gästezimmer, einen Speisesaal und ein Billardzimmer, sondern im ersten Stock neben dem Wohnzimmer des Kaisers auch Appartements für die gekrönten Häupter unter den Gästen. Zu diesen zählte beispielsweise 1903 Zar Nikolaus II. von Russland, der bei seinem Besuch in der Steiermark nicht nur 17 Gämsen erlegte, sondern auch mit dem österreichisch-ungarischen Monarchen die „Mürzsteger Punktationen“ über die Balkanpolitik verhandelte. In diesen wurde ein gemeinsames politisches Vorgehen auf dem Balkan vereinbart, was speziell in Italien und England die Befürchtungen auslöste, der Zar ließe Franz Joseph auf dem Balkan frei agieren.
(Welt der Habsburger: Schnepfenklopfen und Wildsauhatz – Franz Joseph auf der Jagd)
Kaiser Franz Joseph war ein leidenschaftlicher Jäger, der besonders die Bergjagd liebte. Er soll im Laufe seines Lebens ca. 55.000 Stück Wild erlegt haben. Doch war diese „Massenschießerei“ für Mitglieder des Hauses Habsburg nicht unüblich. Erzherzog Franz Ferdinand erlegte in seiner wesentlich kürzeren Lebenszeit (1863-1914) über 270.000 Stück Wild. Allein am Hubertustag 1911 soll er 1.200 Tiere geschossen haben! Der Thronfolger gilt damit als einer der „erfolgreichsten“ Jäger seiner Zeit.
(vgl.: http://www.sandammeer.at/rezensionen/dickinger-franzjoseph.htm)
Die Jagd war nicht nur ein gesellschaftliches Element für die Aristokratie. Gerade bei den Habsburgern hatte sie über die Jahrhunderte hinweg eine erzieherische Funktion. Kaiser Franz Joseph I., dessen ethische Wertmaßstäben den „weidmännischen Tugenden und der jagdlichen Sittlichkeit“ entsprach, galt als begeisterter Jäger. Er war oft in Reichenau zur Jagd, nächtigte im berühmten Thalhof der Familie Waißnix oder nutzte die Eisenbahn, um in 2 ½ Stunden das Gebiet der kaiserlichen Jagdreviere zu erreichen. Seine erste „Kinderflinte“ erhielt er im Alter von vier Jahren, seinen ersten Hirschen schoss er mit zwölf Jahren.
Für Kaiserin Elisabeth – eine sehr talentierte Reiterin – waren die körperlich anstrengenden Fuchsjagden ein emotionales Ventil, um den strengen höfischen Pflichten zu entfliehen. Ihre Jagdreviere waren vor allem im Gödöllö.
(http://www.reichenau.at/jagd/jagd_ausstellung.html#kaiser)
Mensdorff-Pouilly: "Der Ruf ist eh im Arsch"
Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss gab er sich diese Woche zugeknöpft. Mit Conny Bischofberger plauderte Alfons Mensdorff-Pouilly alias "Graf Ali" auf Schloss Luising im Südburgenland über das Jagen, den U- Ausschuss, die ÖVP und seinen tanzenden Häfnbruder.
Luising im Südburgenland. Der Wald hinter dem Jagdschloss wächst schon auf ungarischem Boden. Alfons Mensdorff-Pouilly kommt uns mit drei schwarzen Labrador-Damen entgegen. "Küss die Hand!" Wenn Herrchen seine kräftige Stimme erhebt, werfen sich Belly, Anny und Gipsy vor ihm auf den Boden. Mit einladenden Gesten und dem ganzen Stolz eines Jägers führt uns der Graf durch den Salon. Das graue Business-Sakko aus dem U-Ausschuss hat er gegen Jägerleinen und maisgelben Schnürlsamt getauscht. Hier ein ausgestopftes Murmeltier, dort ein Schnepf. An den Wänden hängen Rothirsch-, Gnu- und Kudu-Trophäen. Die Zähne eines Wildschweins sind in Silber gerahmt.
Das ist also das geheimnisvolle Reich der feinen Gesellschaft, der Ort, an dem renommierte Unternehmen, betuchte Privatiers und gekrönte Häupter zur Jagd einladen oder ihren Urlaub ver-bringen. Die Plattform, auf der sagenhafte politische und wirtschaftliche Kontakte geknüpft, Millionengeschäfte angebahnt und möglicherweise sogar abgeschlossen wurden. "Alles Blödsinn", wischt "Graf Ali", gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bestechung ermittelt, Anschuldigungen jeglicher Art vom Tisch. "Ist doch absurd zu glauben, wir hätten uns am Hochstand heimlich Kuverts zugesteckt!" Das nennt man wohl Galgenhumor. (...)„Krone“: Herr Mensdorff-Pouilly, schmeichelt es Ihnen eigentlich, wenn Sie "Graf Ali" genannt werden? Alfons Mensdorff-Pouilly: Ist mir völlig wurscht! Hier in der Gegend gibt's fast keinen, der nicht "Graf" zu mir sagt. (...)
„Krone“: Sie haben 1,1 Millionen Euro von der Telekom bekommen. Wofür? Mensdorff-Pouilly: Diese 1,1 Millionen sind vertraglich festgesetzt, da waren die Leistungen dafür da, nachweislich!
„Krone“: Ist das nicht unmoralisch, so viel Geld zu bekommen? Mensdorff-Pouilly: Das klingt wahnsinnig viel, aber die Höhe entscheiden die Vertragspartner. Wenn ich gesagt hätte "sieben Millionen", dann hätte die Telekom wahrscheinlich gesagt: "Du hast einen Vogel!" Und wenn ich gesagt hätte "300.000 Euro", dann hätte meine Buchhaltung gesagt: "Sie haben einen Vogel!" Von 1,1 Millionen gehen ja gleich einmal 500.000 Euro Steuern weg an den Staat. Und vom Rest müssen Sie jahrelang Mitarbeiter, Autos, Flugtickets, Hotels usw. finanzieren.
„Krone“: 500.000 Euro verdient ein normaler Mensch in 20 Jahren nicht! Mensdorff-Pouilly: Ja, aber ein normaler Mensch zahlt auch keine 20 Mitarbeiter und das auch in Jahren, wo es keine Aufträge gibt.
„Krone“: Die viel zitierten Jagden, waren die Teil Ihrer Leistung? Mensdorff-Pouilly: Nein, die sind extra bezahlt worden.
„Krone“: Von der Telekom mit über 70.000 Euro. Wie viele Hirsche müssen da dran glauben? Mensdorff-Pouilly: Da geht es nicht nur um Hirsche. Das fängt an bei den Bläsergruppen, die die Signale blasen, geht weiter mit den blank geputzten Autos und endet bei den Menüs und Übernachtungen. Bei mir sitzt auch mit jedem Schützen ein ausgebildeter Berufsjäger mit am Hochstand. Die Jagd ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor hier in der Umgebung.
„Krone“: Jagen auch Frauen mit? Mensdorff-Pouilly: Immer mehr. Ich find's gut. Erstens ist es lustiger, wenn Damen dabei sind, und zweitens kann man dann noch weniger über Korruptionen reden, denn die passen besser auf g(grinst). Nein, im Ernst: Jagden dienen der Kontaktpflege - genauso wie die Salzburger Festspiele oder ein Fußballmatch, das man mit Freunden besucht. Da laden Firmen auch gute Kunden und Meinungsbildner ein. Natürlich muss sich das jeder gut überlegen, wo er hingeht. Zu mir wird jetzt eine Weile keiner kommen. Die, die trotzdem kommen, sind dann wahre Freunde.
„Krone“: Wer zum Beispiel? Julius Meinl? Mensdorff-Pouilly: Ich nenne keine Namen. Der Julius war vor sechs oder sieben Jahren das letzte Mal da.
„Krone“: Wenn Sie das Rad der Zeit noch einmal zurückdrehen könnten, was würden Sie dann anders machen? Mensdorff-Pouilly: Nicht viel. Das Einzige, was ich vielleicht heute machen würde: Die Maria erst heiraten, nachdem sie raus ist aus der Politik. Denn eines ist klar: Wenn sie nicht meine Frau wäre, würden viele Dinge, über die wir heute reden, kein Schwein interessieren.
"KRONE"-Interview mit Mensdorff-Pouilly: "Der Ruf ist eh im Arsch":
http://www.krone.at/Nachrichten/Mensdorff-Pouilly_Der_Ruf_ist_eh_im_Arsch-Krone-Interview-Story-315995