Vor der Französischen Revolution: Horea und der rumänische Bauernaufstand 1784
Ob der rumänische Aufstand ein Vorbild für die Französischen Revolution 1789 war? Er führte jedenfalls zu zahlreichen Reaktionen in weiten Teilen Europas.
In Siebenbürgen war die Lage der rumänischen Bauern besonders prekär. Als "geduldete" Bewohner besaßen sie keinerlei politische Rechte. Seit der Rückeroberung des Fürstentums und seiner Eingliederung in den habsburgischen Herrschaftsverband unter Kaiser Leopold I. 1691 waren Ungarn und Deutsche (Siebenbürger Sachsen) mit Rechten und Privilegien ausgestattet. Den Rumänen wurde lediglich der Status der 'tolerati' zugesprochen. Als Hörige lebten sie auf den Höfen der Sachsen und Ungarn. Bauern waren zu dieser Zeit nicht in den Landtagen vertreten. Die rumänische Bauernschaft erhielt ebenso wenig Garantien für ihre orthodoxen kirchlichen Einrichtungen. Als Sprecher der rumänischen Bauern reiste Horea – mit bürgerlichem Namen Vasile Ursu Nicola – in den Jahren 1779 bis 1782 mehrmals nach Wien, um über die Missstände in der Bauernschaft Siebenbürgens aufzuklären. Ohne Erfolg. So kam es zwei Jahre später zu einer bäuerlichen Protestbewegung unter der Führung Horeas: Viele Bauern weigerten sich, den ausbeuterischen Arbeitsdienst bei ihren Grundherren weiter zu verrichten. Stattdessen wollten sie nach Karlsburg (Alba Julia) gehen und sich in die Armee einschreiben. Dieses Vorhaben wurde von Polizeibeamten unterbunden, und es kam zu einem blutigen Aufstand. Nach der Niederschlagung der Protestbewegung reagierte Joseph II. mit einem Leibeigenschafts-Aufhebungspatent für Siebenbürgen im Jahr 1785. Dieser Aufstand führte zu einem Echo in ganz Westeuropa. Der spätere französische Revolutionär Jacques Pierre Brissot verfasste 1785 einen offenen Brief an Kaiser Joseph II., in dem er auf das Recht der Untertanen auf Protest hinwies. Vier Jahre später machte dann Frankreichs Bevölkerung davon Gebrauch und setzte eine Revolution in Gang, die ganz Europa verändern sollte.