Garantiert günstig, gewiss nicht gestohlen! Tandelmärkte in der Frühen Neuzeit
TandlerInnen verkauften allerlei gebrauchte und neue Waren und kamen damit in Konflikt mit den städtischen HändlerInnen und Obrigkeiten.
In den Städten der Frühen Neuzeit verkauften die HändlerInnen nicht nur neuwertige Waren in ihren Geschäftslokalen. TandlerInnen boten gebrauchte Waren auf Straßen und eigens dafür eingerichteten Märkten an und waren fixer Bestandteil des städtischen Handels. Auf den Gebrauchtwarenmärkten wurde eine breite Palette an Produkten verkauft: Möbelstücke, Schmuck, Bücher,Werkzeuge, Hausrat und Waffen. Den größten Anteil nahmen aber gebrauchte Kleidungsstücke ein, die unzählige Male umgearbeitet und schließlich als Lumpen für die Papierherstellung weiterverkauft wurden. Oftmals fanden sich auf den Märkten auch neue Waren und die TandlerInnen nahmen Reparaturarbeiten vor. Diese Praxis führte nicht selten zu Konflikten mit den HändlerInnen und Gewerbetreibenden, die sich dann an die städtischen Obrigkeiten wandten.
Gebrauchte Waren spielten vor allem für die unteren sozialen Schichten eine wichtige Rolle, da sie diese bei TrödlerInnen billig kaufen konnten. Gleichermaßen waren auf den Märkten auch alte Gegenstände von Angehörigen der sozialen Oberschichten zu finden. Die KäuferInnen erwarben solche 'überflüssigen' Gegenstände, um die höheren Gesellschaftsschichten nachahmen zu können.
TandlerInnen waren hauptsächlich Angehörige der unteren sozialen Schichten, nämlich DienstbotInnen, Gesellen, DetailhändlerInnen und Soldaten und deren Familien. Bezahlt wurden die gebrauchten Gegenstände entweder mit Geld oder im Tausch gegen andere Waren. Konfliktpotential bargen die freie Festsetzung der Preise, der (sehr selten vorkommende) Handel mit gestohlenen Dingen und der Verkauf von Gegenständen, die durch Krankheitserreger kontaminiert waren.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden die Trödlermärkte zunehmend kontrolliert und Regeln unterworfen, weil die städtischen Obrigkeiten ‚Ordnung‘ schaffen wollten. Einzelne Gruppen – vor allem Frauen und Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten – wurden zusehends vom Gebrauchtwarenhandel ausgeschlossen.