Der gescheiterte Kaiser von Mexiko
Ay dios mio! Ein Habsburger machte sich auf, um Kaiser in Mexiko zu werden. "Muy bien" ging das jedoch nicht für ihn aus.
Maximilian in einem Brief vom 10. Juli 1864Es geht uns Gott sei Dank gut, und wir leben uns mehr und mehr in die hiesigen Verhältnisse hinein; Arbeit ist zwar ungemein viel, aber man tut sie gern, weil man dankbares Entgegenkommen sieht. Von konstitutionellen Versuchen kann für den Augenblick nicht die Rede sein. Die guten Leute müssen zuerst gehorchen lernen, bevor sie mitreden dürfen. Ich suche mit Ruhe vorwärts zu gehen und jede Überstürzung zu meiden.
Ein habsburgisches Kaiserreich in Amerika? – So etwas gab es tatsächlich, wenn auch nur für wenige Jahre: Erzherzog Ferdinand Maximilian, ein jüngerer Bruder Franz Josephs, erhielt 1863 vom französischen Kaiser Napoleon III. das Angebot, Kaiser von Mexiko zu werden. Für den ehrgeizigen Erzherzog war das ein reizvolles Offert. Schwer einzuschätzen war jedoch für ihn, dass dieses Thronangebot lediglich von einer kleinen klerikal-konservativen Minderheit der mexikanischen Bevölkerung getragen wurde, die von den in Mexiko stationierten französischen Truppen unterstützt wurde. Als Maximilian 1864 in Mexiko ankam, wurde er gegen großen Widerstand der mexikanischen Bevölkerung zum Kaiser von Mexiko ausgerufen.
Jubelnde Menschenmassen bei seiner Ankunft blieben Maximilians Wunschtraum. Er sah sich mit einem Bürgerkrieg gegen die rechtmäßige republikanische Regierung konfrontiert. Zu dieser Zeit wurden in Mexiko deshalb zwei Flaggen verwendet: die republikanische, die dem heutigen Banner Mexikos ähnelt, sowie die imperiale, die einen gekrönten Adler als Symbol des Kaiserreiches zeigt.
Der Abzug der Franzosen bedeutete Maximilians Ende in Mexiko: Stellvertretend für die fehlgeschlagene französische Machtpolitik wurde er gemeinsam mit zwei seiner Generäle 1867 von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt und erschossen. Gerüchten zufolge soll der Kurzzeitkaiser von Mexiko aber gar nicht hingerichtet worden sein, sondern in El Salvador unter dem Namen Justo Armas weitergelebt haben.
Maximilians kurzes Zwischenspiel als mexikanischer Kaiser basierte auf einer völlig falschen Einschätzung internationaler Machtkonstellationen und Interessen in Amerika. Er hatte für dieses Experiment nicht nur auf sämtliche Herrschaftsansprüche in Österreich verzichten müssen, sondern wurde so auch zum Opfer einer französischen Einmischung in die inneren Angelegenheiten Mexikos. Bis heute steht am Pfarrplatz in Hietzing neben dem Schönbrunner Schlosspark ein Denkmal zur Erinnerung an den Habsburger, das kurz nach der Vollstreckung seines Todesurteils errichtet wurde. Maximilian hatte sich hier in der Nähe – in der später nach ihm benannten Maxingstraße – eine Villa errichten lassen.
Maximilian war übrigens nicht der einzige Habsburger, der eine "Berufsreise" nach Amerika unternahm: Eine Habsburgerin namens Leopoldine wurde Kaiserin von Brasilien.