Am Rand der Stadt – BettlerInnen, Prostituierte, Henker
Die soziale Stellung der StadtbewohnerInnen spiegelte sich an den Wohnorten. An den Rändern einer mittelalterlichen Stadt lebten meist soziale 'Randgruppen'.
In einer mittelalterlichen Stadt lebten und arbeiteten klarerweise nicht nur wohlhabende Kaufleute, Handwerker und Adelige. Von den rund 20.000 WienerInnen im 15. Jahrhundert zählten etwa 2.000 zu diesen sozialen 'Randgruppen'. Das waren Arme und BettlerInnen genauso wie TaglöhnerInnen, Henker und Prostituierte, aber auch verarmte Handwerker. Mit Ausnahme der letzten Gruppe lebten diese Menschen außerhalb des bürgerlichen Rechts und wohnten meist auch am Rande der Stadt oder außerhalb der Stadtmauern.
BettlerInnen beispielsweise wurden nach ihrer Arbeitsfähigkeit bzw. -unfähigkeit beurteilt und waren diesbezüglichen obrigkeitlichen Kontrollen ausgesetzt. In vielen Städten existierten private und öffentliche Versorgungseinrichtungen, die allerdings nur für ortsansässige BettlerInnen und Arme gedacht waren. Diese Aufgaben nahmen vor allem Spitäler war, die zwar städtisch geführt, aber unter geistlichem Einfluss standen. In Wien befanden sich derartige Einrichtungen außerhalb der Stadtmauern. Diejenigen, die über Geld verfügten, mussten sich die Versorgung im Spital kaufen; für alle anderen war sie frei. Schon eher den Toten als den Lebenden wurden Leprakranke zugerechnet, die in eigenen Gebäuden untergebracht waren. Für sie wurde oft bereits zu Lebzeiten das Totenamt gelesen und Ehen aufgelöst.
Auch Prostituierte, die Kleidung in auffälligen Farben wie rot, grün oder gelb tragen mussten, wurden an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Eines der Wiener 'Freudenhäuser' war sogar im Besitz der Stadt. Ebenfalls außerhalb der Stadt lebten die Henker, die eine besondere Kleidung tragen mussten.