Maria Theresia und Franz Stephan im Kreise ihrer Kinder

Miniaturmalerei auf Elfenbein, Umkreis Antonio Bencini, 2. Hälfte 18. Jh.

 

Dass die Wahl von potenziellen Ehepartner:innen im dynastischen Umfeld immer von der momentanen politischen Situation bestimmt war, lässt sich beispielhaft anhand der habsburgisch-bourbonischen Hochzeiten im 18. Jahrhundert darstellen.

Beide Dynastien waren zwei Herrscherhäuser, deren Beziehung von einer scharfen Konkurrenzsituation geprägt war, die oft als „Erbfeindschaft“ bezeichnet wird.

Unter dem Schlagwort renversement des alliances (Wechsel der Bündnisse) leitete Maria Theresia in den 1750er Jahren eine diplomatische Revolution ein: Die verfeindeten Dynastien Bourbon und Habsburg vereinten sich, um gegen die gemeinsamen Gegner Preußen und England anzutreten.

Die neue strategische Partnerschaft erforderte im dynastischen Denken der Zeit einen Austausch der Kinder: Systematisch wurde der Großteil der Kinder Maria Theresias mit Kindern der verschiedenen bourbonischen Linien, die in Frankreich, Spanien, Neapel-Sizilien und Parma herrschten, vermählt.

Um das Bündnis zwischen den Dynastien zu stärken, griff man auf das probate Mittel der wechselseitigen Verheiratung der Kinder zurück. Dank ihres Kinderreichtums stand Maria Theresia eine große Auswahl zur Verfügung. Ein wahrer Hochzeitsreigen entspann sich, der Maria Theresia zur „Schwiegermutter Europas“ machte.