Zita, die letzte Kaiserin
Zita wurde am 9. Mai 1892 als Tochter von Herzog Robert von Bourbon-Parma (1848–1907), dem letzten Souverän des kleinen norditalienischen Herzogtums vor der Einigung Italiens, und seiner zweiten Gemahlin, der aus dem portugiesischen Königshaus stammenden Maria Antonia von Braganza (1862–1959), geboren.
Zita wuchs in einer kinderreichen Familie in einem mehrsprachigen Umfeld auf, ihre Erziehung war von streng katholischen Grundsätzen geleitet. Sie verbrachte ihre Kindheit in der Villa Borbone delle Pianore in Camaiore an der Küste Liguriens (Italien) und im niederösterreichischen Schloss Schwarzau. Hier unterhielt die Familie enge Kontakte zu exilierten Monarchen und deren Parteigängern, denen damals als Gäste Kaiser Franz Josephs in Niederösterreich Exil gewährt wurde. So lebten die spanischen Karlisten in Frohsdorf und die portugiesischen Miguelisten in Seebenstein. Dieses Umfeld sollte Zitas Weltanschauung im Sinne des Legitimismus stark prägen.
In Schwarzau fand auch die Hochzeit Zitas mit Erzherzog Karl von Österreich am 21. Oktober 1911 statt. Von dieser Feier existiert übrigens eines der wenigen Filmdokumente aus dem Privatleben der kaiserlichen Familie.
Die Ehe zwischen Zita und dem designierten österreichischen Thronfolger und späteren Kaiser Karl I. wird allgemein als glücklich geschildert. Zita wird von ihren Biografen einstimmig ein großer Einfluss auf Karl zugeschrieben. Mit ihrer energischen Persönlichkeit und ihrem unbeugsamen Willen bestärkte sie ihren schwankenden Gatten dabei, Entscheidungen zu fällen. Als Kaiserin nahm sie eine politisch bedeutende Position ein und war ständige Begleiterin ihres Gatten, dem sie intellektuell überlegen war. Ihr Einfluss auf die Politik Karls ist auch aus ihrer Rolle in der Sixtus-Affäre ersichtlich, in die sie maßgeblich involviert war. Nach dem Scheitern dieser geheimen Friedensinitiative wurde Zita wegen ihrer Herkunft aus dem Haus Bourbon von deutschnationaler Seite als Verräterin beschimpft.
Auch nach der Entmachtung Karls blieb Zita seine wichtigste Stütze im Exil. So begleitete sie ihren Gatten auch beim zweiten missglückten Restaurationsversuch nach Ungarn und folgte ihm ins Exil. Nach dem frühen Tod Karls 1922 übernahm Zita die Rolle der Verteidigerin der dynastischen Rechte ihrer acht Kinder, deren letztes erst nach dem Tod Karls geboren wurde. Systematisch bündelte sie die legitimistisch-monarchistischen Bewegungen in Mitteleuropa und baute ihren ältesten Sohn Otto zum habsburgischen Thronprätendenten auf, den sie auch nach dessen Großjährigkeit in seinen politischen Ambitionen tatkräftig unterstützte. Die Exkaiserin wurde so dank ihrer Autorität in der schwierigen Zeit nach dem Verlust der Krone zum Mittelpunkt der Familie Habsburg-Lothringen.
Nachdem sie sich während des Zweiten Weltkriegs im kanadischen Exil als einflussreiche Fürsprecherin für die Wiederherstellung eines unabhängigen Österreichs positionieren konnte, konzentrierte sie ihre Energien nach 1945 hauptsächlich auf den Seligsprechungsprozess für ihren verstorbenen Gatten. Seit Anfang der 1960er Jahre lebte Zita zurückgezogen in einem katholischen Altenheim im Schweizerischen Zizers. Zahlreiche Interviews machten sie zu einer interessanten Zeitzeugin. Ihre Erinnerungen geben jedoch ein sehr subjektives und teilweise historisch verzerrtes Bild wieder und lassen sie als streitbare Verfechterin habsburgischer Ansprüche erscheinen.
Eine Versöhnung mit der Republik Österreich gelang schließlich 1982, als die Exkaiserin, der bis dahin die Einreise nach Österreich untersagt war, auf Initiative von Bundeskanzler Kreisky erstmals wieder österreichischen Boden betreten durfte.
Am 14. März 1989 starb Zita im Alter von 96 Jahren in ihrem Alterswohnsitz in der Schweiz. Sie wurde gemäß den Traditionen des Hauses Habsburg in der Wiener Kapuzinergruft beigesetzt. Ihr Herz wurde jedoch laut ihrem testamentarischen Wunsch in der neuen habsburgischen Familiengruft im Kloster Muri im Nordschweizer Kanton Aargau bestattet.