Waschen, brechen, schneiden – was ein Bader in der Neuzeit alles können musste
Umfassend war der Tätigkeitsbereich der Bader, welche die medizinische Versorgung für viele Teile der Bevölkerung übernahmen.
Häufig waren heilkundige Frauen und Männer die erste Anlaufstelle für Erkrankte, die medizinische Grundversorgung gehörte bis ins 19. Jahrhundert nicht zur vordringlichen Aufgabe der akademischen Ärzte. Die Professionalisierung von Heilberufen reichte dabei bis ins 13. Jahrhundert zurück. Sogenannte Badstuben waren bereits damals in größeren Städten anzutreffen. Die Bader waren als Barbier, Wundarzt und Naturheiler tätig. In diesen Funktionen schoren sie Haare und Bart, versorgten Wunden, boten Körperpflege und Kosmetik an und betätigten sich als Chirurgen und Zahnärzte.
Ein Bader führte also ein Gewerbe, in dem auch Lehrlinge ausgebildet wurden. Scherer und Barbier waren dabei für Haar und Bart verantwortlich, der Reiber trocknete die Badegäste und der Wasserzieher holte frisches Wasser vom Brunnen. Die soziale Stellung der Bader wandelte sich im Laufe der Zeit und divergierte von Stadt zu Stadt. In manchen Regionen zählten sie zu den 'unehrenhaften' Berufen, da er Kranke und pflegebedürftige Personen berührten, in anderen wie beispielsweise in Wien besaßen sie einen angesehenen Status. Hier bildeten die Bader ab dem 15. Jahrhundert eine eigene Zunft und konnten nach Ablegung einer kostspieligen Meisterprüfung selbstständig ihren Beruf ausüben.
Ende des 16. Jahrhunderts ging die Zahl der Badestuben drastisch zurück – nicht zuletzt auch deswegen, weil das neue Schambewusstsein die körperliche Nacktheit in den öffentlichen Badeanlagen tabuisierte. Der an den Betrieb gebundene Bader verlor seine Kundschaft häufig an mobile Feldscherer und Wundheiler. Bereits im 15. Jahrhundert war die Nachfrage nach dem mobilen Heilpersonal so groß, dass man sie verpflichtete, obligatorischen Kriegsdienst in Söldnerheeren abzuleisten.
Im 16. Jahrhundert begannen sich die Wundärzte zu spezialisieren: Der Zahnbrecher wurde bei Zahnschmerzen aufgesucht. Für Augenerkrankungen gab es den Starstecher, der eine Nadel seitlich der Regenbogenhaut in den Augapfel schob. Derartige Operationen waren nicht nur ein gefährliches Unterfangen, sondern auch publikumswirksame Spektakel auf Jahrmärkten, die so manchen Zuverdienst bedeuteten.
Im ländlichen Raum galt die Wundheilung bis 1638 als freie Kunst, für die es keine speziellen Anforderungen gab. So zogen vielerorts mehr oder minder gut ausgebildete Heiler, Zahnbrecher und Starstecher umher und boten ihre Dienste feil.