Schloss Schönbrunn wird verkabelt - Nachrichtenübermittlung per Telefon, Post und Telegrafie
Was uns heute selbstverständlich erscheint – mit Menschen unmittelbar über weite Distanzen zu kommunizieren – war im 19. Jahrhundert eine Sensation.
Ende der 1840er Jahre wurde die Monarchie verkabelt: Die ersten telegrafischen Leitungen gingen vom Telegraphenzentralbüro in der Wiener Innenstadt zum Innen-, Außen- und Kriegsministerium – und zum Schloss Schönbrunn. Die telegrafische Nachrichtenübermittlung war eine der ersten Anwendungen der Elektrizität und zunächst amtlichen Belangen wie der Kommunikation zwischen verschiedenen Ministerien vorbehalten. In den 1850er Jahren wurde auch die private Nutzung erlaubt, was dazu führte, dass die Menschen ihre Sprachgewohnheiten veränderten: Da die Gebühren pro Wort verrechnet wurden, versuchten die TelegrammschreiberInnen, möglichst wenige Wörter zu verwenden. Ein langatmiger, ausufernder Schreibstil war hier fehl am Platze. Aus dem Wunsch "Seien Sie so freundlich, und lassen Sie mir ehebaldigst eine Antwort zukommen" wurde "rückdrahtet sofort". Die Telegrafie war so erfolgreich, dass bald auch Leitungen für viele private Anschlüsse gelegt wurden.
Zu Beginn der 1880er Jahre wurde das Kommunizieren über Distanzen um eine Möglichkeit erweitert: Das Telefon. Ein Telefonanschluss war sehr kostspielig, denn dafür waren außerhalb des Linienwalls immerhin 400 Gulden jährlich zu bezahlen. Während die Telegrafie anfangs ausschließlich der amtlichen Kommunikation diente, nutzten das Telefon vor allem Banken, Geschäfts- und Privatleute. Seine Einführung eröffnete nicht nur neue Wege der Kommunikation, sondern schuf außerdem neue Berufsfelder: Da die AnruferInnen erst zur Zentrale geleitet und dann verbunden wurden, benötigte es TelefonistInnen – diesen vergleichsweise schlecht bezahlten Beruf übten fast ausschließlich Frauen aus.
Telegrafie und Telefon veränderten das Kommunikationsverhalten der Menschen; nun konnten innerhalb weniger Stunden oder sogar weniger Minuten Nachrichten übermittelt werden.
Eine weniger bahnbrechend anmutende Form der Kommunikation wurde in Wien noch bis in die 1950er Jahre verwendet, nämlich die Rohrpost. Dabei wurden Büchsen mit Briefen durch Über- oder Unterdruck durch ein unterirdisches Röhrensystem 'geschossen'. Auch das Postwesen wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ständig ausgebaut. Beispiele sind die sogenannten "fahrenden Postämter", welche die Briefe unterwegs bearbeiteten und damit die Zustellzeiten verkürzten oder die Briefmarke, welches als offizielles Zahlungsmittel für das Porto eingeführt wurde. Im Gegensatz zu heute wurde die Post mehrmals täglich zugestellt.