Rudolf I.: Die Entscheidung auf dem Schlachtfeld
Ottokar gab sich jedoch nicht geschlagen. Er nützte den Unmut der etablierten Reichsfürsten, die an einer starken habsburgischen Hausmacht nicht interessiert waren. Die Allianz Rudolfs bröckelte, denn etliche Parteigänger verließen sein Lager.
Auch in Österreich selbst stellten sich die lokalen Eliten wie die mächtigen Herren von Kuenring, aber auch die Wiener Patrizier gegen den schwäbischen Grafen, der das Land unter seine Herrschaft zu bringen versuchte.
Die endgültige Entscheidung fiel auf dem Schlachtfeld. Am 26. August 1278 trafen die Heere des Habsburgers und seiner Verbündeten mit den Verbänden Ottokars im Marchfeld, der weiten Ebene östlich von Wien, zwischen den Orten Dürnkrut und Jedenspeigen aufeinander. Der Sieg Rudolfs war knapp, aber durch den Tod Ottokars, der im Getümmel offenbar von persönlichen Feinden ermordet wurde, endgültig.
Nach dem Sieg, der in der patriotischen Geschichtsschreibung oft als nationale Entscheidungsschlacht hochstilisiert wurde, installierte Rudolf seine Söhne als Landesherren in Österreich und Steiermark. Die Belehnung erfolgte 1282 und umfasste auch Kärnten und Krain, die aber unmittelbar darauf als Pfand an die Grafen von Görz als wichtigste Verbündete des Habsburgers in der Region abgetreten wurden. Diese beiden Territorien kamen erst nach dem Aussterben der Görzer 1335 an das Haus Habsburg.
Zur Versöhnung mit den böhmischen Přemysliden wurden Ehen zwischen den Familien geschlossen. Rudolfs Tochter Guta heiratete Ottokars Sohn Wenzel II. – damals erst sieben Jahre alt – und der jüngste Sohn des Habsburgers, Rudolf II., wurde mit Ottokars Tochter Agnes vermählt.
Als Reichsoberhaupt war sich der pragmatische Habsburger seiner Grenzen bewusst: Sein Geschlecht war noch zu neu, und er versuchte einen langsamen und vorsichtigen Ausbau seiner Position. Er setzte dabei auf Kontinuität und knüpfte an staufische Traditionen an. Anders als die Stauferkaiser strebte er jedoch eine Aussöhnung mit dem Papst an. Der Plan eines Romzuges, um mittels einer Krönung durch den Papst den Kaisertitel für sich zu erlangen, scheiterte dennoch trotz jahrelanger Bemühungen.
Auch der Versuch, die Königswürde in der Familie zu halten und eine Dynastie zu begründen, misslang. Rudolfs Sohn Albrecht I. gelang es erst sieben Jahre nach dem Tod des Vaters, diese Würde für sich zu erlangen (1298). Albrecht fiel jedoch 1308 einem Mordanschlag zum Opfer. Der nächste Thronanwärter aus dem Haus Habsburg, Rudolfs Enkel Friedrich „der Schöne“, konnte sich gegen seine Konkurrenten nicht mehr durchsetzen. Die Habsburger waren in der Folge auf den Ausbau ihrer neuen österreichischen Hausmacht beschränkt und mit familieninternen Erbstreitigkeiten beschäftigt.
Rudolf starb 1291 im hohen Alter von 73 Jahren. Als sich sein Ende ankündigte, machte er sich nach Speyer auf, um an der traditionellen Grablege der salischen Kaiser zu sterben, wo er auch begraben werden wollte.
Von Rudolf existieren einige historische Anekdoten, die seinen Pragmatismus und seine Bodenständigkeit unterstreichen. So war er wie die meisten Feudalherren seiner Zeit Analphabet und verlangte, dass auch wichtige Schriftstücke in „ehrlichem“ Deutsch, d.h. nicht im – ihm unverständlichen – Latein, sondern in der Volkssprache abgefasst werden sollten.
In den österreichischen Landen wurden Rudolf – und mit ihm auch die ersten Generationen seiner Nachfolger - als Schwaben wahrgenommen und als Landfremde nur zögernd akzeptiert.
Dennoch wurde er dank späterer Glorifizierung in der patriotischen Geschichtsschreibung zu einer Leitfigur der Dynastie erhoben. Als herausragende Eigenschaften wurden seine Bescheidenheit und Demut vor dem hohen Amt, seine Geradlinigkeit und Willensstärke sowie sein fester Glaube herausgestrichen: Zahlreiche Legenden schildern in strahlenden Farben Rudolfs tiefe Verehrung für das Kreuz und die Eucharistie. Es entstand um die historische Figur Rudolf ein ganzer Katalog von Tugenden, die der Familie als gleichsam erblich zugeschrieben wurden.