Philipp IV.: Ehe und Nachkommen
Bereits als Kind wurde Philipp das Objekt einer dynastischen Verbindung im Sinne des Ausgleichs mit der erstarkenden Großmacht Frankreich.
Mit elf Jahren wurde der Habsburger mit der zehnjährigen Isabella von Bourbon (1603–1644), Tochter König Heinrichs IV., vermählt. Dieser Ehe entsprossen der Infant Balthasar Karl (1629–1646) – ein schwächliches Kind, das mit nur 16 Jahren starb – sowie sechs Töchter, von denen jedoch nur eine die Kindheit überleben sollte.
Diese Tochter, Maria Teresa (1638–1683) war daher die Erbprinzessin der spanischen Krone und dementsprechend umworben. Es kam zu einem Wettlauf zwischen den österreichischen Habsburgern und den französischen Bourbonen. Schließlich machte Frankreich das Rennen, und Maria Teresa wurde mit Ludwig XIV. vermählt. Im Ehevertrag verzichtete die Prinzessin auf ihre spanischen Thronansprüche. Strittige Fragen in diesem Vertrag bildeten jedoch den Vorwand für französische Angriffe auf die spanischen Niederlande.
Die spanische Gattin des Sonnenkönigs stand zeitlebens in dessen Schatten. Am Versailler Hof wurde ihr kein wirklicher Einfluss auf die Politik zugestanden. Maria Teresa schenkte ihrem Gatten sechs Kinder, von denen nur ein Sohn, der Grand Dauphin Louis (Vater Philipps von Anjou, des späteren Königs von Spanien) überlebte. Die farblose fromme Gattin ertrug die zahlreichen und öffentlich ausgelebten außerehelichen Beziehungen Ludwigs, dessen Mätressen den Status von Nebenfrauen mit großem Einfluss auf den Hof hatten, mit Fassung.
Die spanische Ehe Ludwigs bildete auch nach dem Tod Maria Teresas 1683 die Basis für den Anspruch Frankreichs auf das spanische Erbe, denn der letzte spanische Habsburger Karl ernannte den Enkel Maria Teresas, Philipp von Anjou-Bourbon, testamentarisch zu seinem Erben.
Philipps erste Gattin Isabella verstarb 1644. Die Sorge um einen männlichen Nachfolger machte die sofortige Suche nach einer neuen Gattin notwendig. Man griff auf eine altbewährte Tradition zurück: eine Heirat mit einer Tochter der österreichischen Linie der Dynastie. Denn trotz engster Verwandtschaft waren diese Ehen meist mit überlebender Nachkommenschaft gesegnet.
Seine zweite Ehe ging der 44jährige Witwer Philipp daher 1649 mit seiner 15-jährigen Nichte Maria Anna (1634–1696) ein. Die österreichische Erzherzogin, die ursprünglich als zukünftige Braut von Philipps Sohn Balthasar Karl gedacht war, war die Tochter von Philipps Schwester Maria und Kaiser Ferdinand III.
Die junge Königin entwickelte sich zu einer wichtigen politischen Gestalt am spanischen Hof. Als Witwe führte sie von 1665 bis 1675 die vormundschaftliche Regierung für ihren Sohn Karl und stand stark unter dem Einfluss der Jesuiten. Aufgrund des desaströsen Zustandes des Landes und zahlreicher politischer Fehlentscheidungen wurde sie in Madrid sehr angefeindet. Am Hof bildete sich eine oppositionelle Gruppe um den unehelichen Sohn ihres verstorbenen Gemahls, Don Juan José, der sie zeitweilig vom Hof verbannen ließ. Maria Anna behielt trotz einiger Rückschläge bis zu ihrem Tod einen bedeutenden Einfluss auf ihren schwächlichen Sohn Karl und die politischen Ränkeschmieden um das spanische Erbe.
Aus dieser Ehe entstammten fünf Kinder:
Die 1651 geborene Margarita Teresa war bereits als Kind als Gemahlin für Kaiser Leopold I. bestimmt. Bekannt ist sie heute vor allem dank der meisterhaften Porträtserie von Velázquez, die die Entwicklung der Kaiserbraut dokumentieren sollte und heute einen Höhepunkt in den Sammlungen des Wiener Kunsthistorischen Museums darstellt.
Es folgte eine Reihe von Kindern, die bereits im Kindesalter verstarben. Die 1655 geborene Maria Ambrosia litt an Epilepsie und verstarb mit nur 15 Tagen. 1657 kam Philipp Prosper zur Welt, wiederum ein kränkliches Kind, von dessen Zustand man sich heute dank der Porträts von Velázquez ein Bild machen kann, und das bereits 1661 verstarb. Der 1658 geborene Thomas Karl starb nach nur vier Monaten.
1661 wurde schließlich Karl geboren, an dessen schwachem Lebensfaden die Zukunft des spanischen Weltreiches hing.