Nackter Erzherzog beim Hoflieferanten Sacher! Werbewirksamer Titel
Erzherzog Otto dürfte seinem Vater einiges Kopfzerbrechen und wahrscheinlich noch mehr Wutausbrüche bereitet haben; ein Erzherzog sollte sich ruhig ausleben, aber in aller Öffentlichkeit?
Erzherzog Otto – kolportiert als schönster Habsburger, den die Monarchie jemals gesehen hat – dürfte nicht nur bei der Damenwelt recht beliebt gewesen sein, sondern lieferte auch Presse und Bevölkerung ausreichend Gesprächsstoff. Bei einem seiner Trinkgelage sperrten ihn seine Freunde aus dem Salon aus, worauf Otto mit Bitten und Flehen gegen die Tür hämmerte; pikant an der Sache war nicht die Ausschweifung an sich, sondern die Tatsache, dass Otto offenbar mit nichts anderem als einem Säbel und gerüchteweise noch mit weißen Handschuhen bekleidet gewesen sein dürfte.
Franz Joseph stellte den Erzherzog daraufhin unter Kloster-Arrest. Der Skandal spielte sich im Hotel des früheren Hoflieferanten Eduard Sacher am Kärntner Ring ab.
Das Hotel war nicht nur bei Mitgliedern der kaiserlichen Familie beliebt, sondern auch Treffpunkt der 'Wiener Gesellschaft', die es etwa nach Vorstellungen in der nahe gelegenen Hofoper dorthin zog. Die Inhaberin des Hotels, Anna Sacher, inszenierte ihren gesellschaftlichen Status und ließ alle mehr oder weniger berühmten BesucherInnen auf einer Tischdecke unterschreiben, die sie anschließend bestickte. Eine Verbindung zur kaiserlichen Familie samt dem daraus resultierenden Werbeeffekt war ihr ein besonderes Anliegen und so ließ sie für den erhofften Gast Kaiser Franz Joseph das Mittelstück der Tischdecke für seine Unterschrift frei. Dieser besuchte das Hotel freilich nie. Über Umwege kam sie dennoch an die kaiserliche Unterschrift: Katharina Schratt, eine langjährige 'Freundin' von Franz Joseph, ließ den Kaiser ein Taschentuch signieren und schenkte dieses der Hotelbesitzerin.
Nicht nur im Hotel Sacher sind die einstigen Verbindungen zur kaiserlichen Familie ungebrochen publikumswirksam. Zahlreiche der ehemaligen k. k. Hoflieferanten existieren noch heute. Viele heutige Unternehmen und Firmen vermarkten erfolgreich ihre Geschichte als ehemalige HoflieferantInnen, indem sie beispielsweise Porträts von Franz Joseph oder Elisabeth in ihre Räumlichkeiten hängen und die Eingänge mit dem Titel k. k. Hoflieferant schmücken. Das Logo einer Sektkellerei erinnert zum Beispiel stark an den Doppeladler, den HoflieferantInnen verwenden durften.