Marie Antoinette: Im Rampenlicht
Marie Antoinettes frische Art und Grazie bezauberten den französischen Hof. Sie galt als „liebenswürdig“ – das Zauberwort des Rokoko schlechthin. Die junge Dauphine war zunächst der Liebling der Hofgesellschaft. Ihre Stellung wurde jedoch zunehmend von der Kinderlosigkeit ihrer Ehe gefährdet. Die Zweifel mehrten sich, ob diese überhaupt vollzogen worden war.
Marie Antoinettes frisch angetrauter Gatte war ein knabenhafter Fünfzehnjähriger, introvertiert und nicht wirklich zum Monarchen geboren. Von eher schlichtem Gemüt, war Louis Auguste ein willfähriges Instrument der untereinander verfeindeten Cliquen am französischen Königshof. Seiner hübschen Braut begegnete er mit hilfloser Schüchternheit.
Der jungen Braut war von der Mutter noch eingeschärft worden, alles daran zu setzen, die Zuneigung ihres Gemahls zu gewinnen. Ihre Hauptaufgabe als Gattin sei es nun, sobald als möglich Nachwuchs in die Welt zu setzen und die Thronfolge zu sichern, denn daran würde ihre Position bei Hof gemessen werden.
Die Frage nach dem Vollzug der Ehe war eine Staatsangelegenheit. Die Nervosität wuchs, da es keinerlei Anzeichen gab, dass es zum ehelichen Geschlechtsverkehr gekommen wäre. Von allen Seiten wurde Marie Antoinette nun unter Druck gesetzt, auch Maria Theresia gab gutgemeinte Ratschläge. Dass die Mutter im fernen Wien bestens darüber informiert war, wie sich das Eheleben der Tochter entwickelte, zeigt, wie engmaschig das Netz der Beobachter gewebt war, und dass es am Versailler Hof kein Privatleben gab. Jeder Schritt, jede Äußerung Marie Antoinettes wurde genau verfolgt und kommentiert.
Marie Antoinette versuchte zunächst noch, die in sie gesetzten Erwartungen gewissenhaft zu erfüllen. In zunehmendem Maße reagierte sie jedoch auf die Anforderungen ihrer Umgebung mit Spott und Ablehnung. Eine junge Gesellschaft von Günstlingen bildete sich um die Dauphine, die eine unschuldige Rebellion gegen die Konventionen des Hofes begann. Marie Antoinette machte sich dadurch jedoch zahlreiche Feinde, vor allem da ihre Position aufgrund der Kinderlosigkeit nach nunmehr etlichen Ehejahren nicht ausreichend gefestigt war.