Herzog Leopold I., „Habsburgs Schwert“
Von geringer Körpergröße und als äußerst energisch beschrieben, wurde dieser Habsburger zum bestimmenden Wortführer in der Familie.
Leopold war der dritte Sohn aus der kinderreichen Ehe von Herzog Albrecht I. und Elisabeth von Görz-Tirol. Die Wahl des Namens „Leopold“ ist vielsagend, denn dies war der klassische Leitname der Babenberger. Dass Albrecht, der erste österreichische Herzog aus dem Haus Habsburg, nun auf diesen Namen für seinen Sohn zurückgriff, stellte einen Versuch dar, an die Traditionen des Landes anzuknüpfen, und steht für die beginnende Verwurzelung der Dynastie in Österreich.
Nachdem Leopolds Vater Albrecht 1308 einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war, setzte sich der Sohn mit Nachdruck für die Verfolgung der Mörder ein, deren Anführer sein Cousin Johann war.
Den Nachfolger seines Vaters als Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches, König Heinrich VII. aus dem Haus Luxemburg, unterstützte Leopold bei dessen Romfahrt zur Kaiserkrönung. Dieses Unternehmen war von schweren Konflikten zwischen den kaisertreuen Ghibellinen und den papsttreuen Guelfen begleitet und gipfelte im Aufstand von Mailand, bei dessen Niederschlagung sich Leopold als Feldherr hervortat.
Heinrich VII. begründete den Aufstieg der Luxemburger durch die Belehnung seines Sohnes Johann mit der böhmischen Krone, wodurch diese Dynastie für die nächsten hundert Jahre zu einem starken und teilweise übermächtigen Rivalen der Habsburger wurde.
Als Heinrich 1313 unerwartet starb, versuchten die Habsburger, die Reichskrone wieder für ihr Haus zu gewinnen. Leopold unterstützte hier seinen ältesten Bruder Friedrich. Es kam zu einer Doppelwahl, wobei die Mehrheit der Reichsfürsten für Ludwig, den Herzog von Oberbayern und Pfalzgrafen bei Rhein aus dem Haus Wittelsbach stimmte.
Ludwig gelang es, durch seine Unterstützung der Unabhängigkeitsbestrebungen der Schweizer Eidgenossen die Kräfte der Habsburger in der Behauptung ihrer Stammlande zu binden. Die vernichtende Niederlage des habsburgischen Heeres in der Schlacht von Morgarten 1315 bedeutete für die habsburgischen Brüder einen empfindlichen Rückschlag.
Die endgültige Entscheidung zugunsten von Ludwigs Königtum fiel in der Schlacht von Mühldorf in Oberbayern am 28. September 1322. Den Habsburgern gelang es nicht, ihre Truppen rechtzeitig zu sammeln, sodass der habsburgische Gegenkönig Friedrich ohne Unterstützung seines Bruders Leopold, der nicht rechtzeitig auf dem Schlachtfeld einlangte, der zahlenmäßigen Übermacht seiner Gegner unterlag. Die Niederlage der Habsburger wurde durch die Gefangennahme Friedrichs und seines jüngeren Bruders Heinrich erschwert.
Leopold war bemüht, Verbündete unter den Feinden Ludwigs, der päpstlichen Kurie und Frankreich, zu finden, um seine Position bei den Verhandlungen um die Freilassung der Brüder zu stärken. Leopold erwies sich hier als kompromissloser Hardliner: Nachdem Friedrich mit seinem Kontrahenten Ludwig bereits Frieden geschlossen hatten, verweigerte Leopold seine Zustimmung, selbst um den Preis, dass sein Bruder sich dadurch wieder in den Gewahrsam des Wittelsbachers begeben musste. Knapp nach der endgültigen Aussöhnung zwischen Friedrich und Ludwig (1325) starb Leopold unerwartet. Die Todesursache ist unbekannt, ein Herzleiden wird als wahrscheinlich angesehen.
Leopold wurde im Kloster Königsfelden (Schweiz) begraben. Nach dessen Auflösung wurden die Überreste ins Kloster Sankt Blasien (Deutschland) und schließlich 1809 ins Stift Sankt Paul nach Kärnten überführt.