Herrschaftsrepräsentation in Bild und Frucht
Ein Kaiser aus Gurkerln: Der italienische Hofmaler Giuseppe Arcimboldo schuf ,vegetarische‘ Herrscherporträts mit symbolischer Bedeutung.
Gedicht von Gregorio Comanini, einem italienischen Gelehrten, zum Bildnis Rudolfs II. als Vertumnus.Jedoch ähnlich wie die Gelehrten der Ägypter widmete der treueste Diener Arcimboldo Deiner Verherrlichung Herz und Werk und bedeckte Dein göttlich Antlitz mit einem Schleier. Verschmähe nicht das Geringe! Als Gott die Erde schuf, fand auch er Gefallen an den kleinen Dingen. Dinge, um vieles kleiner, als jene, mit denen die Hohen und Mächtigen der Menschheit ihre große und bewundernswerte Macht zeigten.
Ferdinand I. beschäftigte seit 1531 Jakob Seisenegger (1505–1567) als Hofmaler. Dieser war auf Porträts spezialisiert und hielt Mitglieder der habsburgischen Familie in ganz Europa fest. Meist waren es – gemäß dem gängigen Typus höfischer Porträts – ganzfigurige Bildnisse, wobei Gewänder und Gesichter mit großer Detailtreue wiedergegeben wurden.
Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden hauptsächlich italienische Maler an die Höfe Ferdinands I. sowie seiner Söhne berufen. Giuseppe Arcimboldo (1527–1593) stammte aus einer angesehenen Mailänder Familie, sein Vater war ebenfalls Maler. Seit den 1550er-Jahren arbeitete er am Wiener Hof. Seine Hauptaufgabe bestand neben der Porträtmalerei in der Inszenierung von höfischen Festen und Maskeraden. Seine bekanntesten Werke sind die Allegorien der vier Jahreszeiten und der vier Elemente – aus Tieren, Früchten, Gemüse und Gegenständen zusammengesetzte Köpfe. Die Bilder der Jahreszeiten und Elemente können mit Kaiser Maximilian II. gewidmeten panegyrischen Gedichten des ebenfalls am kaiserlichen Hof tätigen Humanisten Giovanni Baptista Fonteo in Zusammenhang gebracht werden und weisen sie als Allegorien auf Maximilians II. Herrschaft aus. Diese sollte sich über die ganze, aus Elementen und Jahreszeiten zusammengesetzte Welt erstrecken. Das Bild „Der Sommer“ pries zudem die Herrschertugend der Freigebigkeit.
Laut den vorhandenen Hofrechnungen fertigte Arcimboldo auch zahlreiche Porträts von Ferdinand I. und seiner Familie an – diese sind entweder nicht erhalten oder nicht als solche erkenntlich.
Später war Arcimboldo am Hof Rudolfs II. in Prag tätig. Diesen verewigte er als „Vertumnus“, den Gott der Jahreszeiten, zusammengefügt aus unterschiedlichsten Bestandteilen. Wieder wurde das Gemälde von Gedichten begleitet, welche dessen Intention erklärten: Demzufolge würde der Kaiser über die Jahreszeiten wie die Länder der Welt herrschen. Die harmonische Anordnung von Blumen, Obst und Früchten symbolisierte seine alles umfassende und einigende Dominanz, Frieden und Prosperität. Arcimboldo wurde vom Herrscher dafür mit dem Titel eines Pfalzgrafen belohnt.