Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol
Die Regentschaft Ferdinand Karls gilt in Tirol als eines der dunkelsten Kapitel der habsburgischen Geschichte: Korruption, Misswirtschaft und ein Justizmord lassen den Habsburger in keinem guten Licht erscheinen.
Ferdinand Karl war der älteste Sohn von Erzherzog Leopold V. und Claudia von Medici. Der Vater hatte die jüngere Tiroler Linie der Habsburger begründet, und Ferdinand sollte ihm nachfolgen. Beim Tod des Vaters war er jedoch erst vier Jahre alt, sodass die Mutter die vormundschaftliche Regierung übernahm.
1646 wurde er für großjährig erklärt und trat die Regierung über Tirol und Vorderösterreich an. Er versuchte ein starkes fürstliches Regiment unter Ausschaltung der Landstände einzuführen, ging jedoch sehr leichtsinnig mit der Verantwortung um. Sein aufwendiger Lebensstil und enorme Ausgaben für höfische Vergnügungen belasteten das Land mit Schulden. Ferdinand begegnete dem Geldmangel mit dem Verkauf und der Verpfändung von Herrschaftsrechten.
Unter seiner Regentschaft blühten Günstlingswirtschaft und Korruption. Sein Hofkanzler Wilhelm Biener, der bereits unter seinem Vater die Regierungsgeschäfte geleitet und auch während der Vormundschaftsregierung der Mutter wertvolle Dienste geleistet hatte, wurde, von Intrigen geschwächt, abgesetzt und schließlich zum Tode verurteilt. Das auf offensichtlichen Verleumdungen basierende Urteil wird als Justizmord gewertet.
Ferdinand Karl war mit einer Nichte seiner Mutter, Anna von Medici (1616–1676), vermählt. Anna wiederum war eine direkte Cousine ihres Gatten, denn ihre Mutter war Erzherzogin Maria Magdalena, eine Tante Ferdinand Karls väterlicherseits.
Mit Anna hatte er drei Töchter. Die älteste Tochter Claudia Felicitas wurde später die zweite Gemahlin Kaiser Leopolds I., starb jedoch jung.
Das unerfreuliche Regiment dieses Tiroler Habsburgers endete durch seinen frühen Tod: Ferdinand Karl starb 1662 im Alter von 34 Jahren.