Eine Anfrage aus Rio de Janeiro
Staatskanzler Metternich erhält 1816 aus Rio de Janeiro eine Anfrage: für den portugiesischen Kronprinzen Pedro von Bragança wird eine Ehefrau gesucht
Bis zum zwanzigsten Lebensjahr verlief das leben der Erzherzogin Leopoldine im üblichen Takt; sie wurde habsburgisch-streng auf ihre Bestimmung hin erzogen. Die politische Entwicklung Europas machte ihr Schicksal besonders.
Der portugiesische König João VI. von Bragança war in Bedrängnis. Er hatte im November 1807 mit britischer Übersiedlungshilfe seinen Hof von Lissabon nach Rio de Janeiro verlegt.
Als Gegenleistung für diese in der Geschichte einmalige Übersiedlungsaktion, hatte sich Großbritannien Zollvergünstigungen und Handelsbeschränkungen ausgehandelt und dadurch war Portugal wirtschaftlich unter die Kuratel von England geraten.
Um diese Abhängigkeit zu mildern, suchte König João VI., er war Prinzregent für seine geistig verwirrte Mutter, Königin Maria I. von Portugal, die Allianz mit einer anderen europäischen Großmacht, und seine Wahl fiel auf Österreich. Der übliche Weg für eine friedliche Allianz war Verheiratung; also sollte sein Sohn, Kronprinz Pedro, mit einer Habsburger Prinzessin verheiratet werden.
Für Fürst Metternich eröffneten sich mit dieser Anfrage besonders interessante Perspektiven. Eine Tochter von Kaiser Franz I. nach Brasilien zu verheiraten bedeutete, dass Österreich auch eine Expedition in das damals noch kaum erforschte Fabelland Brasilien entsenden könnte und damit würde Österreich sich wieder als Großmacht in Wissenschaft und Kunst darstellen.
Metternich nannte Erzherzogin Leopoldine Josepha Carolina als Kandidatin, denn sie war als nächste an der Reihe verheiratet zu werden.