Die Zeit messen – Von großen Turmuhren und kleinen Sackuhren
Die Zeitmesser wurden immer kleiner und zeigten die Zeit immer genauer an. Für uns unvorstellbare Abweichungen im Minutenbereich waren freilich keine Seltenheit.
Bereits die Menschen der Antike verwendeten Zeitmesser. Es gab riesige, ortsfeste Sonnenuhren, die an öffentlichen Gebäuden oder Plätzen angebracht waren, genauso wie kleinere Tisch- oder Reisesonnenuhren für den individuellen Gebrauch.
Seit Beginn des 14. Jahrhunderts verbreiteten sich in Europa jene Uhren, die mittels Räderwerk und Hemmung angetrieben wurden. Von Schlossern und Schmieden angefertigt, befanden sie sich zunächst an Türmen von öffentlichen Gebäuden wie Kirchen oder Rathäusern und schlugen zur vollen Stunde. Weil sie eine Laufzeit von acht bis zwölf Stunden hatten, mussten sie bis zu dreimal täglich von einem Uhrrichter aufgezogen werden. Neben den Ziffernblättern, die seit dem 15. Jahrhundert die Stunden anzeigten, erhielten die Turmuhren immer mehr 'Accessoires' und waren beispielsweise mit astronomischen Angaben versehen. Mittels aufwändig gestalteter und komplizierter Uhren wollten die Herren der großen und reichen Städte ihr Prestige und ihren Wohlstand zeigen.
Uhren für den Hausgebrauch, die sich seit dem 15. Jahrhundert verbreiteten und meist auf Konsolen standen, wurden wie die großen Turmuhren durch Gewichte betrieben und waren ähnlich aufwändig ausgestattet, beispielsweise mit Horoskopen und Kalendern. Sack- oder Taschenuhren wurden hingegen mit einer Feder betrieben. Taschen- und Tischuhren waren allerdings sehr kostspielig und nur für reiche Adelige und Oberschichtangehörige leistbar.
Die Uhrmacher versuchten zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert, immer genauere Uhren zu fertigen, sodass neben dem Stunden- auch der Minutenzeiger und die Fünf-Minuten-Einteilung des Ziffernblattes gebräuchlich wurden. Turmuhren hatten noch bis ins 18. Jahrhundert lediglich einen Stunden- bzw. Viertelstundenzeiger.