Die ,Erfindung‘ des Buchdrucks
Johannes Gutenberg entwickelte eine Reihe von Verfahren, die den Buchdruck erst möglich machten und löste damit eine richtige Explosion an Information aus. Viele Bücher konnten jetzt rasch hergestellt und vertrieben werden, die Produktionskosten sanken.
Der Buchdruck mit beweglichen Lettern ersetzte die zeitintensive händische Abschrift, der Absatz und die Produktion von Büchern stiegen sprunghaft an. 1452 bis 1456 erschien die 42-zeilige Gutenberg-Bibel, die erste Massenanfertigung einer Bibelausgabe. Daneben wurden weiterhin Handschriften verfasst, jedoch in viel geringerem Umfang als früher. Ehemalige Schreiber waren jetzt mit Verwaltungsaufgaben befasst oder ergriffen neue Berufe wie Korrektor, Buchbinder oder Buchhändler. Der wachsende Textbedarf durch die Verwaltung förderte den Buchdruck ebenso wie das Interesse des Hofs: Kaiserliche Mandate wurden vervielfältigt, Maximilian I. stützte seine ,Propaganda‘ auf Flugblätter und sogenannte „Zeitungen“.
Im frühen 16. Jahrhundert setzte in Europa eine Explosion an Information ein: In 250 Städten entstanden etwa 1.150 Druckereien, rund 500.000 Titel wurden gedruckt, im 17. Jahrhundert waren es bereits 1,2 Millionen.
Die Entwicklungen durch den Buchdruck fielen in eine Zeit intensiver religiöser Auseinandersetzungen, die Reformation war ohne die gesteigerten Informationsmöglichkeiten nicht denkbar. Im Zeitraum von 1518 bis 1523 erschienen über 3.000 deutsche Schriften meist religiösen Inhalts (bis 1520 waren allerdings noch 90 Prozent der Bücher auf Latein verfasst). Die Schriften Martin Luthers (1483–1546) lösten heftige Diskussionen aus. Er übersetzte die Bibel ins Deutsche und wurde damit zum Schöpfer der deutschen Schriftsprache.
Die Lesefähigkeit nahm in den folgenden Jahrhunderten stetig zu. Wichtige Auftraggeber und Kunden für den Buchdruck waren die Humanisten – sie fragten wissenschaftliche Arbeiten und Klassikerausgaben nach. Die Ideen der Aufklärung – ein wesentlicher Motor für die Leseentwicklung in den europäischen Ländern – wurden in der Habsburgermonarchie verzögert rezipiert, bedingt auch durch die langsame Entwicklung eines modernen Bürgertums.