Gebaute Repräsentation – Johann Bernhard Fischer von Erlach
Einer der bedeutendsten einheimischen Architekten der Barockzeit war Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723). Im Auftrag der Habsburger plante er Monumente kaiserlicher Repräsentation.
Nach einer Ausbildung in Rom arbeitete Fischer als Bildhauer und Medailleur. Zu seinen ersten architektonischen Werken zählte ein über 30 Meter hoher Triumphbogen, den er anlässlich der Krönung des späteren Kaisers Joseph I. zum römischen König im Auftrag der „fremden Niederleger“, der Gesellschaft ausländischer Kaufleute in Wien, errichtete. Der in der Tradition römischer Triumphbögen stehende Bau war mit allegorischen Figuren geschmückt: Auf einer goldenen Kugel thronten das Herrscherpaar Leopold I. und die Kaiserin, davor in einem Strahlenkranz als Sonnenkönig ihr Sohn Joseph. Zwei weitere Triumphbögen wurden vom Magistrat und den freien Kaufleuten errichtet.
Als Architekturlehrer des späteren Kaisers Joseph I. arbeitete Fischer viel für den Hof. So entwarf er ein aufgrund seiner Gewaltigkeit wohl nie zur Ausführung bestimmtes Projekt für die Schlossanlage von Schönbrunn (Schönbrunn I), die sich anstelle der heutigen Gloriette auf einer mächtigen Terrassenanlage erheben und sogar Versailles an Größe und Pracht übertreffen sollte. Auch hier hätte im Zentrum eine Helios-Gruppe mit Viergespann als Hinweis auf Josef I. als „Sonnenkaiser“ gethront.
Zwischen 1701 und 1708 verfasste Fischer, der damals kaum Bauaufträge bekam, eine aufwendig illustrierte Architekturgeschichte unter dem Titel „Historische Architektur“, die mit Stichen der bekanntesten und wichtigsten Bauwerke der gesamten Architekturgeschichte versehen war und im letzten Band Fischers eigene Bauten wiedergab. Neben genauen Bauaufnahmen standen Reproduktionen älterer Darstellungen, aber auch reine Fantasiearchitekturen (etwa das Trajansforum).
Fischers letzte beide Monumentalbauten waren kaiserliche Aufträge: Die Errichtung der Karlskirche (1716–1737) hatte Karl VI. im Pestjahr 1713 zu Ehren seines Namenspatrons gelobt, des Heiligen Karl Borromäus. Die ursprünglich freistehende Hofbibliothek (1723–1726) war mit ihrem großen, ovalen Prunksaal ein Ausdruck der Repräsentation des Kaisers als Schirmherr des Geisteslebens. Beide Bauten wurden nach dem Tod Fischers im Jahr 1723 durch seinen Sohn Josef Emanuel vollendet.